Allen Grund zur Hoffnung

Allen Grund zur Hoffnung

Liebe Leserin, lieber Leser,
seit Jahrzehnten setzen sich Anhängerinnen und Anhänger der Naturheilkunde engagiert für deren Anerkennung ein. Kostenübernahmen der angewandten Verfahren durch die gesetzlichen Krankenkassen ist eines ihrer wichtigen erklärten Ziele. Auf den ersten Blick scheinen sie bedauerlicherweise nicht viel erreicht zu haben. Kritisiert wurden immer wieder fehlende Wirksamkeitsnachweise der einzelnen Methoden, und darüber hinaus tat man sich schwer damit festzulegen, welche Therapieansätze unumstritten als naturheilkundlich zu definieren seien.

Wer allerdings genauer hinsieht, stellt fest: So stiefmütterlich, wie man meinen könnte, wird die Naturheilkunde gar nicht behandelt. Nach und nach sind nämlich etliche naturheilkundliche Aspekte in den Fokus von Experten, Medien und auch eines Teils der Bevölkerung gelangt. Wie unterschiedlich waren beispielsweise einst die Ansätze zur Ernährung? Vegetarische Vollwertkost war lange Zeit krasser Außenseiter. Über die Jahre hinweg haben sich offizielle Ernährungsempfehlungen aber immer mehr an genau diese Ernährungsform angenähert: mehr Ballaststoffe, reduzierter Zuckerkonsum, der Verzicht auf Fertignahrungsmittel, weniger tierische Produkte (insbesondere rotes Fleisch). Stattdessen wird vor allem viel Gemüse empfohlen. Die heute weltweit als gesund erklärten Kostformen wie die mediterrane Küche und die DASH-Diät – eine gemüselastige, fett- und salzarme Ernährung, die den hohen Blutdruck bekämpfen soll – sind ebenfalls näher an vegetarischer Vollwertkost dran als die einstigen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bezüglich „ausgewogener“ Mischkost.

Bei Sport und Bewegung ist es ähnlich: Man erinnere sich an Eduard Bilz und Heinrich Lahmann, die – ihrer Zeit voraus – schon vor 100 Jahren die regelmäßige körperliche Anstrengung als wirksam für die „Volksgesundheit“ propagierten. Heute ist der Wert von moderatem Sport wissenschaftlich belegt: immunstärkend, durchblutungsfördernd und antidepressiv wirkend. Es heißt sogar, kein Sport sei „das zweite Rauchen“ und Sitzen ein Risikofaktor. Bewegung wird also zur Basisbehandlung vieler Zivilisationserkrankungen.

Begrifflichkeiten wie „Balance“ oder die „Mind-Body-Medizin“ integrieren Verfahren für Stressminderung. Unschwer lässt sich die Beziehung zum Begriff der „Ordnungstherapie“ erkennen, einem Bestandteil der naturheilkundlichen fünf Säulen nach Kneipp. All diese Dinge bilden das Rückgrat der Naturheilkunde, der Lehre „von der Heilhaltekraft in uns Menschen“, wie der Mediziner Karl Pirlet (1920–2010) es bezeichnete.

Wir dürfen also zuversichtlich nach vorne schauen, in der Hoffnung, dass immer mehr Naturheilkunde in die Leitlinien der evidenzbasierten Medizin einsickert.

In diesem Sinne begleiten Sie meine besten Wünsche für ein gesundes 2024

Ihr
Dr. med. Rainer Matejka