Kreatives Altern – früh vorbereiten
Bewusstsein

Kreatives Altern – früh vorbereiten

Marianne Porsche-Rohrer, Apothekerin

Viele Menschen möchten zwar ein hohes Alter erreichen, haben aber gleichzeitig Angst vor Krankheiten und Gedächtnisverlust. Genetische Voraussetzungen sowie die Art der Lebensführung sind zweifellos mitbestimmende Faktoren wie wir das Alter erleben werden. Wer frühzeitig vorsorgt, hat es daher später leichter.

Zwischen Jugend und Alter liegt eine mehrere Jahrzehnte umfassende Zeitspanne, und wir sollten grundsätzlich bestrebt sein, jede Lebensphase vielseitig und interessant zu gestalten, um davon jederzeit und besonders im Alter profitieren zu können.

Gerade in jungen und mittleren Jahren, wenn Arbeitswille und Erfolgszwang besonders ausgeprägt sind, hilft die kreative Entwicklung eines Kontrastprogramms zum Berufsalltag. Manchmal erdrücken uns die Arbeitspflichten, aber gerade dann brauchen Seele, Körper und Geist kleine Freuden, inspirierende Abwechslung und genussvolle Regeneration, ehe sich Abstumpfung und Verzweiflung breit machen.

Oft bedrängt uns im Beruf das unstillbare Verlangen nach mehr Freizeit und Freiheit. Anstatt am unerfüllbaren Wunsch zu verzweifeln, gilt es, die Strategie der kleinen oder gar winzigen, aber realisierbaren Schritte zu akzeptieren, z. B. die Fahrradtour am Wochenende, den regelmäßigen Saunaabend an einem bestimmten Wochentag, den Italienischkurs oder den Stammtisch der Lyrikfreunde, Chorsänger oder Schachspieler. Wer frühzeitig damit anfängt, Körper, Seele und Geist zu erfreuen und zu trainieren, der wird das Rentenalter beschwingt erreichen und dann die lebenslang gepflegten Hobbies weiter ausüben und mit Freude erweitern.

Bei Kneipp finden wir eine Fülle von gesunden, belebenden und entspannenden Maßnahmen, die ohne besonderen Zeitaufwand das heimische Badezimmer zur Wohlfühloase machen: Wechselduschen, Kräuterbäder, kalter Arm- oder Gesichtsguss sowie Fußbäder machen nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf fit und froh, dienen Stoffwechsel und Immunsystem und verleihen uns ein gutes Körpergefühl.

Frisches, gesundes Essen schmeckt, stärkt die Achtung vor dem eigenen Körper, belebt Seele und Geist, hält uns schlank und gesund, lässt uns gern in den Spiegel schauen und kostet nur einen Bruchteil von Fastfood. Zu viel Alkohol, der am Abend vermeintlich die Entspannung herbeiführen soll sowie Fett und Zucker aus dem täglich hastig konsumierten Blätterteigstückchen schwächen das Immunsystem und machen stumpf, traurig, träge und schaden dem Gehirn.

„Gehen sie täglich mit ihrem Hund spazieren, auch wenn sie gar keinen Hund haben!“ Dieser Tipp gilt für alle Altersstufen und beinhaltet auch die Tatsache, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung gibt. Wer keine Zeit für „richtigen“ Sport hat, profitiert auch von kleinen Bewegungseinheiten wie flottem Spazierengehen. Das wurde sogar wissenschaftlich nachgewiesen. Es ist immerhin besser, sich möglichst oft mäßig zu bewegen, als gar nichts zu tun. Beim Laufen, Schwimmen oder Radfahren schafft man außerdem das Abschalten wesentlich leichter als vor dem Fernseher. Bewusst gar nichts denken, das Gehirn auf Durchzug und Belüftung schalten – das gelingt in der Natur ebenso perfekt wie das Fokussieren auf ein bestimmtes, schwer zu lösendes Problem. Dabei ergeben sich Lösungen oft wie von selbst.

Für Hobbies bleibt im mittleren Lebensalter weniger Zeit als im Rentenalter, aber auch in diesem Bereich ist Vorsorge angesagt. Vielseitige, schöngeistige, künstlerische, handwerkliche und sonstige Interessen sind „geistige Gymnastik“. Sie beleben und befreien das Gehirn von der Monotonie des Alltags, machen den Kopf frei für neue Aufgaben und schenken gute Laune. Es mag sein, dass manche Tätigkeiten erst „später, wenn ich in Rente bin“, voll und ganz ausgelebt werden können, aber zu viel Aufschieben ist wenig sinnvoll. Manches sollte einfach schon „laufen“, wenn man am Ende des Berufslebens angekommen ist.

In wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Vergesslichkeit im Alter nicht durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn bedingt ist, sondern durch die Abnahme der Schaltstellen (Synapsen) zwischen den Nervenbahnen durch mangelnden Gebrauch. Wer sein Gehirn lebenslang aktiv nutzt, baut permanent neue Synapsen auf. Dieser Aufbau findet auch im Alter unvermindert statt, wenn man geistig aktiv ist. Also lebenslang dranbleiben!

Die Erfolgserlebnisse, die ein Hobby ermöglicht, beflügeln, machen fit und muntern auf. Im Arbeitsleben wird man nur sehr selten gelobt. Aber die gelungenen Fotos, das selbst gemalte Bild, die gestrickten Socken, die urlaubstauglichen Kenntnisse einer Fremdsprache oder die leckeren Ergebnisse eines Kochkurses werden immer Lob und Anerkennung finden und zudem soziale Kontakte fördern. Wer mit derartigen „Reserven“ auf das Rentenalter zusteuert, kann kraftvoll und stark die neue Lebensphase beginnen und davon profitieren.

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