Äpfel

Lieblingsobst – vielseitig und gesund

Dipl.-Biol. Susanne Kudicke

Der Apfel ist das Lieblingsobst der Deutschen. Knapp 25 kg werden pro Kopf und Jahr verbraucht. Bereits in den Pfahlbauten der Jungsteinzeit wurden Äpfel gegessen, wie Funde von Apfelkernen beweisen. Die ersten veredelten Apfelsorten kamen aus Asien. Im frühen Mittelalter standen sie nur in Klostergärten, nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden zur Selbstversorgung der Bevölkerung um die Dörfer Obstgärten angelegt. Aus ihnen entstanden die Streuobstwiesen, die aufgrund Ihrer Artenvielfalt heute zu den schützenswerten Kulturlandschaften gehören.

Im Erwerbobstbau sind heute die hochstämmigen, großkronigen Apfelbäume den Niederstammformen gewichen. Zehn- bis zwanzigmal so viele Bäume stehen in den Plantagen nun auf der gleichen Fläche wie in den Streuobstwiesen. Aufgrund eines teilweise hohen Pestizideinsatzes ist die Artenvielfalt dort jedoch auf der Strecke geblieben.

Heute kennen wir weltweit ungefähr 30.000 Apfelsorten mit unterschiedlichen Geschmacksnoten – von süß bis sauer. Die gängigsten Sorten in den Supermärkten heißen Elstar, Jonagold, Boskop, Granny Smith, Gala und Golden Delicious. Sie wurden für die Bedürfnisse des Massenanbaus und Lebensmittelhandels gezüchtet: hohe und regelmäßige Erträge, knackig, saftig, lager- und transportfähig. Allerdings bedürfen sie spezieller Pflegemaßnahmen und eigenen sich daher nicht für den Anbau im eigenen Garten.

Inzwischen ist auch das Interesse an alten Apfelsorten wieder erwacht, z. B. im Rahmen der Slow-Food-Bewegung. Pomologenvereine (Pomologie = Obstbaumkunde) kümmern sich um Verwertung und Vermarktung und sorgen somit für ihren Erhalt. Vor allem Bio-Bauern rekultivieren alte Sorten mit einer großen Formen- und Geschmacksvielfalt. Sie sind auf Bauernmärkten oder im Hofladen zu finden. Bei alten Sorten ist auch das Allergiepotenzial geringer als bei den Neuzüchtungen. Die verschiedenen Apfelsorten werden zu unterschiedlichen Jahreszeiten reif (ein Apfel ist pflückreif, wenn er sich durch Hochheben und Drehen leicht vom Ast löst) und weisen unterschiedliche Eigenschaften auf:

  • Sommeräpfel reifen von Juli bis September. Sie eignen sich nicht zur Lagerung und sollten schnell verbraucht werden. Ein bekannter Vertreter ist der Klarapfel.
  • Herbstäpfel werden von Mitte September bis Anfang November geerntet. Wenn sie pflückreif sind, können sie auch gleich gegessen werden. An einem kühlen, luftigen Ort kann man sie bis zu zwei Wochen aufbewahren, jedoch nicht im Kühlschrank.
  • Winteräpfel werden ebenfalls im Herbst geerntet und müssen vor der Genussreife noch liegen. Die meisten schmecken erst im Dezember oder Januar, können aber auch bis März oder April gelagert werden – in einigen Fällen sogar bis in den Juni hinein.
Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 10/2016