Positive Aktivitäten gegen Depressionen
Bewusstsein

Positive Aktivitäten gegen Depressionen

Dipl.-Psych. Anna-Konstantina Richter

Eine Depression geht mit einem Mangel an Neurotransmittern, also Botenstoffen im Nervensystem, einher: Es wird zu wenig Serotonin, dem Signalstoff, der für gute Laune sorgt, ausgeschüttet. Positive Aktivitäten, Erfolge oder Freude, regen die Serotonin-Ausschüttung an, sie wirken also wie ein Antidepressivum. Jeder kann somit auf seine Befindlichkeit direkt Einfluss nehmen – nicht nur bei Depressionen, sondern auch in Zeiten von Niedergeschlagenheit.

Wer depressiv ist, kann Probleme haben zu ermitteln, welche Aktivitäten zu Erfolgserlebnissen führen oder was Freude macht. Denn wer in einem seelischen Tief steckt, dem Ende einer Abwärtsspirale aus Misserfolgen, hat durch den Mangel an Serotonin eine veränderte Wahrnehmung und ein verändertes Denken. Er kann Probleme damit haben, von selbst darauf zu kommen, was erledigt werden müsste oder was Freude macht bzw. einmal Freude gemacht hat. Konzentrations- und Entscheidungsprobleme erschweren zusätzlich die Entwicklung von Ideen.

Mithilfe einer positiven Aktivitätenliste kann man ermitteln, was man gerne macht und wie oft man das in der letzten Zeit getan hat. Diese Liste dient dann dazu, sich Woche für Woche schöne oder wichtige Dinge vorzunehmen. In einem Wochenplan kann notiert werden, wie man sich dabei fühlte – so wird es in manchen Formen der Psychotherapie gehandhabt. Aber auch für sich selbst kann jeder im Kalender hinter den Aktivitäten das Befinden notieren: gut (+), mittel (0) oder schlecht (-).

Das dient dazu herauszufinden, ob man die richtige Menge positiver Aktivitäten eingeplant hat. Wenn die negativen Einträge überwiegen, können die Aktivitäten noch gesteigert werden. Zu viele Aktivitäten können allerdings Stress hervorrufen und sollten dann reduziert werden.

Anregungen aus dem Internet können helfen
Jemand, der sehr pflichtbewusst ist, sollte sich nicht noch mehr Pflichten „aufhalsen“, sondern vielleicht mehr freudige oder entspannende Aktivitäten einplanen, oder ihm tut das „Nichtstun“ oder Faulenzen gut, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wer jedoch eher träge oder bequem ist und vielen genussorientierten Aktivitäten nachgeht, könnte davon profitieren, mehr Pflichten zu erledigen, um seine Balance zu finden sowie Wohlbefinden, Erfolgserlebnisse und Selbstzufriedenheit zu erlangen.

Sollten Sie selbst der Meinung sein, dass sie vielleicht etwas inaktiv und trübsinnig geworden sind, dann können Sie bei einer Internetsuche unter den Stichworten „Aktivitätenliste, positiv“ Material zum Herunterladen und Ausfüllen finden, um Anregungen zu bekommen.

Weiterhin können Sie sich selbst fragen, welche Dinge es gibt, die Sie schon immer mal machen wollten oder die sie schon lange nicht mehr gemacht haben. Es müssen nicht nur große, teure oder lang dauernde Unternehmungen sein: Ob ein Fernurlaub oder ein Spaziergang im Park, ein Theaterbesuch oder ein Spieleabend mit Freunden, ob sie sich eine professionelle Massage leisten, eine Streichelmassage vom Partner bekommen oder sich selbst die Füße massieren – Hauptsache, Sie freuen sich darüber.

Auch zu erledigende Pflichten können sie bei Bedarf auf einer Liste erfassen und Schritt für Schritt abarbeiten. Eine erledigte Steuererklärung, das Ausmisten des Kleiderschranks, der lange geplante regelmäßige Besuch des Fitnesscenters oder der Walking-Gruppe wird zur Serotonin-Ausschüttung beitragen, indem Sie erleichtert und mit sich zufrieden sein können, wenn Sie sich aufge-rafft haben.

Sie können bei der Überprüfung oder Steigerung Ihrer persönlichen positiven Aktivitäten also auf Altes und Bewährtes zurückgreifen, aber auch Neues oder Ersehntes ausprobieren.