Sag zum Abschied leise „Servus“

Sag zum Abschied leise „Servus“

Liebe Leserin, lieber Leser,
ein stiller Wandel erschüttert unser Gesundheitssystem. Es ist eine Entwicklung, die leise begann und sich inzwischen unübersehbar zeigt: Deutschlands hausärztliche Versorgung gerät ins Wanken. Viele Ärztinnen und Ärzte reduzieren ihre Sprechzeiten, andere kündigen an, in den nächsten Jahren aufzuhören. Laut aktuellen Befragungen plant rund jede und jeder Vierte, die hausärztliche Tätigkeit innerhalb der kommenden fünf Jahre aufzugeben. Das ist keine abstrakte Zahl. Es bedeutet: Millionen Menschen verlieren ihren medizinischen Ankerpunkt – die erste Anlaufstelle, die Sicherheit, die Routine.
Besonders spürbar wird dieser Rückzug dort, wo die Wege ohnehin weit sind: im ländlichen Raum. Schon heute berichten Patientien von Wartezeiten von mehreren Wochen, verzweifelten Telefonmarathons und der Angst, im Ernstfall nicht rechtzeitig Hilfe zu finden. Für ältere Menschen, chronisch Kranke, Alleinstehende und Menschen mit eingeschränkter Mobilität entsteht ein regelrechter Versorgungsdruck. Und dieser Druck trifft nicht nur den Körper. Er belastet auch seelisch.

Denn was bedeutet Gesundheit, wenn die Basisversorgung brüchig wird? Für viele wächst daraus ein Gefühl von Verunsicherung, Kontrollverlust, Überforderung. Genau hier eröffnet sich ein zweiter, oft übersehener Blickwinkel: Wenn äußere Strukturen unsicher werden, rückt die Frage nach innerer Stabilität stärker in den Vordergrund.

Und damit gewinnt auch die Naturheilkunde eine neue gesellschaftliche Bedeutung. Nicht als Konkurrenz zur Schulmedizin – sondern als Ergänzung, als Stütze, als präventive Kraft. Als ein Weg, Menschen die Fähigkeit zurückzugeben, aktiv etwas für ihre Gesundheit zu tun.

Naturheilkundliche Verfahren wie Ordnungstherapie, Phytotherapie, Ernährungstherapie, Atemarbeit oder sanfte Regulationstechniken stärken jene Systeme im Körper, die langfristig tragen: Stoffwechsel, Immunsystem, Stressbalance, Schlafrhythmen. Sie fördern Selbstwirksamkeit in einer Zeit, in der viele das Gefühl haben, immer passiver in ein Gesundheitssystem hineinzurutschen, das an seine Grenzen kommt.

Die Zahlen machen deutlich, wie dringend diese Neuorientierung ist: Schon jetzt fehlen in Deutschland rund 5.000 Hausärzte, Prognosen gehen davon aus, dass bis 2035 sogar ein Drittel aller Hausarztsitze unbesetzt bleiben könnte. Das ist nicht nur eine gesundheitspolitische Warnlampe. Es ist ein Weckruf. Ein Weckruf dafür, Gesundheit wieder als etwas zu betrachten, das im Alltag beginnt – beim Schlaf, Essen, Atmen, im Umgang mit Stress, in der Beziehung zum eigenen Körper.

Wir werden daran erinnert, Prävention nicht als „Nice-to-have“ zu sehen, sondern als notwendige Antwort auf ein System, das an Kapazitätsgrenzen stößt, und vor allem daran, Gesundheit als Zusammenspiel von Körper und Seele zu begreifen – als etwas, das wir kultivieren dürfen, lange bevor wir es reparieren müssen.

Die aktuelle Lage zeigt: Der Wandel in der medizinischen Versorgung ist nicht mehr aufzuhalten. Aber wir können ihm mit etwas begegnen, das tiefer geht als jedes System: mit Bewusstheit, mit Kenntnis der eigenen Bedürfnisse und mit naturheilkundlichen Werkzeugen, die Menschen seit Jahrhunderten dabei unterstützen, die Stärke in sich selbst wiederzufinden. Wenn der Hausarzt fehlt, braucht es Menschen, die Verantwortung übernehmen und eine Medizin, die Prävention wieder ernst nimmt. Genau hier beginnt ein neuer, heilsamer Blick auf Gesundheit – einer, der Körper und Seele gleichermaßen trägt.

Von Herzen alles Liebe

Verena Ariane Grein,
Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Redaktionsleitung Naturarzt