Vom Übergewicht zum Loslassen-Können

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ende Mai ging die Meldung durch die Medien, fast ein Drittel der Weltbevölkerung (2,1 Milliarden) sei übergewichtig. Die Gewichtszunahme betrifft mittlerweile die gesamte Welt, auch die Entwicklungsländer, und soll unabhängig vom sozialen Stand und Bildungsniveau sein. Zumindest diese Erkenntnis stünde im Widerspruch zu bisherigen Aussagen. Besonders stark ist die Zunahme der Übergewichtigen in Indien, China und auf der Arabischen Halbinsel. Und noch nie ist es einem Land oder einer Region gelungen, die Zahl der Übergewichtigen zu reduzieren. Immer habe es nur eine weitere Zunahme gegeben.

In Deutschland sollen zwei Drittel der Männer über 20 und jede zweite Frau übergewichtig sein. Deutliches Übergewicht erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Typ-2-Diabetes und Krebs. Die Ursachen für Übergewicht sind nicht nur Experten bekannt: „überkalorische Ernährung“ (zu viele Kalorien) mit zu viel Fastfood, kombiniert mit Bewegungsmangel. Nun sollte man meinen, es gäbe einfache Lösungen, da die Ursachen doch klar auf der Hand liegen. Doch nicht eine einzige Ernährungsform konnte ihre Wirksamkeit zur Gewichtsabnahme in mehrjährigen Studien bestätigen, obwohl immer wieder Menschen in Einzelfällen erfolgreich sind.

Die Allerweltsempfehlung, sich „kalorienarm“ zu ernähren und vor allem Fett einzuschränken, hat sich als ziemlich untauglich erwiesen. Trotz der Skepsis zahlreicher Experten sind in den letzten Jahren Trennkostkonzepte in den Vordergrund getreten. Vor allem abends soll demnach keine Nahrung aufgenommen werden, die zu einem starken Insulinanstieg führt. Dieses Hormon reguliert nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern kann auch Masteffekte entfalten. Interessant erscheint mir die Theorie des US-Wissenschaftlers Barry Sears, derzufolge starkes Übergewicht wie eine bösartige Tumorerkrankung zu werten ist. Er spricht deshalb von „toxic fat“ (giftigem Fett) und empfiehlt im Rahmen seiner „Zone-Diät“ die Zufuhr hoher Dosen von gesunden Omega-3-Fetten.

Allerdings, Ende Mai starb Manuel Uribe, der bis dahin dickste Mann der Welt mit 48 Jahren und fast 400 Kilo Gewicht. Mit der Zone-Diät hatte Uribe in fünf Jahren zunächst 365 Kilo abgenommen, doch seit 2012 nahm er wieder um insgesamt 200 Kilo zu. Abgesehen davon, dass dies ein sehr spezieller Fall ist, kritisieren viele Ernährungswissenschaftler den hohen Eiweißanteil bei der Zone-Diät. Außerdem verweisen sie darauf, dass sich zu schnelle Erfolge bei der Gewichtsabnahme langfristig meist nachteilig auswirken.

Wie man es dreht und wendet: Ernährungsumstellung allein reicht oft nicht. Bewegung auch nicht. Mindestens zwei Dinge müssen noch hinzukommen: die gründliche Entlastung des Stoffwechsels zur „Entgiftung“ und „Entsäuerung“ mit Anregung des Lymphsystems. Darüber hinaus die Beachtung psychosomatischer Aspekte: Je mehr man Gewichtsabnahme in kurzer Zeit erzwingen will, umso hoffnungsloser wird das Ganze.

Falls Sie sich angesprochen fühlen, nehmen Sie sich daher zunächst nur kleine Ziele vor. Ein Pfund im Monat macht 6 Kilo im Jahr! Seien sie nicht enttäuscht, wenn das Gewicht zwischenzeitlich mal wieder ein Pfund höher liegt. Oft ist das nur Lymphstau. Am besten, Sie schaffen die Waage für einige Zeit ganz ab. Loslassen lernen im umfassenden Sinn und Stress abbauen, das bildet gewissermaßen die Basis einer erfolgreichen Therapie.

Mit besten Grüßen

Ihr Dr. med. Rainer Matejka