Wie Mut zur Einfachheit uns Freiheit schenkt
Bewusstsein

Wie Mut zur Einfachheit uns Freiheit schenkt

Christine Lang

Wer den Begriff Einfachheit hört, assoziiert häufig Schlagwörter wie „wenig Aufwand“, „unkompliziert“, „weniger ist mehr“ oder „bewusster leben“. Was verstehen Sie persönlich unter Einfachheit?

Einfachheit ist ein natürliches Bedürfnis, das jeder Mensch in sich trägt. Sie ist eine Ressource, die entdeckt werden will. Zum Beispiel kann sie uns dabei helfen, der Mensch zu werden, der wir gerne sein möchten, indem wir einen Lebensstil der Bewusstheit pflegen. Es geht darum, wesentlich zu werden und das Leben gelassener zu genießen.

Durch Klarheit im Denken und Tun können wir auch mit wenigen Mitteln möglichst viel erreichen. Auf diese Weise wird der Verzicht auf das Überflüssige und Unwesentliche zu einer heilenden Lebensphilosophie.

Diese Einfachheit kann alle Lebensbereiche durchfluten und uns zu unserer ursprünglichen Natürlichkeit zurückführen. Leonardo da Vinci (1452 – 1519) bringt diese Gedanken auf den Punkt: „Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung“. Wer einfach lebt, der ist nicht zerrissen. Er ist heil und ganz.

Wie können wir nun Einfachheit in unser Dasein bringen? Schauen Sie sich zunächst alle Bereiche Ihres Lebens an: Ihre Wohnung, Arbeit und Freizeit, Geld und Besitz, sich selbst und das Leben mit Familie, Freunden und Bekannten. Wie können Sie in diesen Bereichen für mehr Einfachheit und Klarheit sorgen? Wo ist Ihr Leben kompliziert, überladen und umständlich? Was möchten und können Sie ändern?

Ballast abwerfen ist der erste Schritt
Bei vielen Menschen beginnt der Weg mit Entrümpeln und Ordnung schaffen, Ballast abwerfen und sich leichter fühlen. Trennen Sie sich von überflüssigen Dingen. Nur wenn Altes geht, kann Neues kommen. Das ist nicht nur im materiellen Sinn gemeint.

Wer den Mut hat loszulassen und dadurch für eine wohltuende Überschaubarkeit sorgt, wird sich deutlich freier fühlen. Durch die Beseitigung von Unordnung lassen sich viele Probleme lösen und positive Energien freisetzen. Denn Gerümpel bindet Energie und verhindert die Konzentration auf das Wesentliche. Vielleicht entscheiden Sie sich für die bewusste Reduktion als Möglichkeit zu mehr Selbstbestimmtheit und Ungezwungenheit. Heute nennt man das Minimalismus: ein Trend, der sich als Gegenbewegung zu ungezügelter Konsumgier und ihren gesellschaftlichen Folgen versteht.

Sinnvoll ist es, auf dem Weg zur Einfachheit das Konsumverhalten zu überdenken, indem man sich immer wieder die Frage stellt: Was brauche ich wirklich? Denn auch mit einem Minimum an Dingen kann man ein reiches Leben führen. Es soll nur das übrig bleiben, was tatsächlich wichtig ist und zufrieden macht.

Wer weniger erwirbt, um mehr zu haben, geht den Weg vom Haben zum Sein. Behalten Sie nur das Beste und freuen Sie sich an der neu gewonnenen Unabhängigkeit. Ihr Mut zur Einfachheit wird Sie frei machen!

Und wer aus der Konsumfalle aussteigen möchte, kann seine Wünsche vorab prüfen: Schrei-
ben Sie den gewünschten Gegenstand auf, warten Sie ungefähr zwei Wochen und fragen sich dann, ob Sie ihn immer noch brauchen. Vieles wird sich mit diesem Verfahren von selbst erledigen …

Entschleunigung als heilsamer Nebeneffekt
Auf dem Pfad zur Einfachheit wird sich auch das Tempo automatisch verlangsamen. Durch Entschleunigung und Entspannung kommen Ruhe und Gelassenheit in Ihr Leben. Dazu gehört, dass Sie sich einer Sache mit ganzer Aufmerksamkeit widmen können, dass Sie voll und ganz da sind. Sie können entspannt den Augenblick genießen und sind in der Lage zu unterscheiden zwischen dem, was im Moment wichtig ist und was noch warten kann.

Einfachheit zu praktizieren bedeutet auch, mit Bedacht Grenzen zu setzen und ein „Nein“ sagen zu lernen. So senkt man seine Belastungsgrenze und kann die gewonnenen Momente für sich und mit anderen gelöst genießen.

Foto: Alena Ozerova/Fotolia