Naturheilkundlicher Rat

Fettleber – Ist eine Rückbildung möglich?

Dr. med. Volker Schmiedel

Ich (63 Jahre, m.) ernähre mich vegetarisch mit viel Obst, rauche nicht und fahre regelmäßig Fahrrad. Leider habe ich ein paar Kilos zu viel auf den Rippen (92 kg bei 1,74 m). Nach einer Routine-Blutuntersuchung fragte mich mein Hausarzt, wie viel Alkohol ich denn trinken würde. Ich war entsetzt, denn im Sommer trinke ich höchstens drei Weizenbier und im Winter drei Glas Rotwein – pro Woche. Der Hausarzt meinte, dass meine Leberwerte auf beginnende Schäden hinweisen. Wie sehen Sie meine gesundheitliche Situation? Habe ich eine Fettleber mit der Gefahr, dass sie sich zu einer Leberzirrhose entwickelt? Muss ich wirklich ganz auf Alkohol verzichten?

Hier meine Blutwerte, in Klammern die Optimalwerte: Gamma-GT 63 (kleiner als 60), GOT 48 (kleiner als 52), GPT 95 (kleiner als 50), AP 108 (62–176), Gesamtcholesterin 188 (kleiner als 200), LDL 148 (kleiner als 150), HDL 30 (größer als 50), Trig-lyzeride 290 (kleiner als 150).

Die Konstellation Ihrer Werte ist nicht optimal. Zu panischen Reaktionen besteht aber kein Anlass. Dennoch sollten Sie Ihren Lebensstil überdenken.

Zunächst die gute Nachricht: Die Erhöhung Ihrer Leberwerte ist nur zu einem geringen Teil dem Alkohol geschuldet. Wir sehen, dass der auf Alkohol besonders sensible Wert Gamma-GT nur minimal erhöht ist. Die Leberwerte GOT und GPT sind normalerweise etwa gleich hoch. Ist die GOT wesentlich höher als die GPT, spricht dies für den Alkohol als Ursache. Ist jedoch die GPT deutlich höher als die GOT – wie bei Ihnen der Fall – liegt die Ursache eher in Ihrem Übergewicht. Der Leber-Gallen-Knochen-Wert AP (Alkalische Phosphatase) ist völlig normal, sodass ein Gallenstau (Cholestase) oder eine Autoimmunerkrankung von Leber oder Galle sehr unwahrscheinlich sind.

Des Weiteren weisen Ihre Blutfette (Lipide) auffällige Werte auf. Das Gesamtcholesterin und die Unterfraktion LDL-Cholesterin befinden sich zwar im Normalbereich. Das „gute HDL“ ist aber recht niedrig, sodass sich ein ungünstiger LDL/HDL-Quotient von fast 5 ergibt (normal kleiner als 3). Gleichzeitig sind die Triglyzeride mit fast 300 nahezu doppelt so hoch wie der Normalwert. Die Kombination von hohen Triglyzeriden mit niedrigem HDL finden wir besonders häufig beim metabolischen Syndrom. Dabei liegen Übergewicht, eine Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und eine gestörte Glukosetoleranz vor. Das Zusammenspiel dieser Risikofaktoren erhöht die Gefahr für Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ganz enorm. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, aber überprüfen Sie Ihren Blutdruck, gegebenenfalls auch durch eine 24-Stunden-Langzeitmessung, sowie Ihren Zuckerspiegel. Eine einfache morgendliche Messung hat aber wenig Aussagekraft. Sensibler für einen beginnenden Krankheitsverlauf einer gestörten Glukosetoleranz sind die Werte nach dem Essen (postprandial) – am besten nach einer großen kohlenhy-dratreichen Mahlzeit – sowie der Langzeitblutzuckerwert HbA1c oder ein Glukosetoleranztest (mehrfache Glukosemessung nach Einnahme von 75 g Glukose) …

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 12/2017