Mit Großzügigkeit die Welt verbessern
Bewusstsein

Mit Großzügigkeit die Welt verbessern

Ilona Koglin

Großzügigkeit ist in einer Welt, die auf Konkurrenz und Gewinnsteigerung ausgerichtet ist, eine wichtige und wirksame Methode, die Welt zu verbessern. Denn meistens haben wir Angst, es könnte nicht genug für uns übrig bleiben.

Der Philosoph und Computer-Wissenschaftler Nipun Mehta wagte gemeinsam mit vier Kollegen ein Experiment und gründete die Organisation ServiceSpace: eine Internet-Plattform, auf der sie Anregungen geben, wie man Großzügigkeit praktizieren kann, sowie entsprechende Projekte vorstellen.

Wer sich der Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit bewusst ist, die gegenüber Menschen, Tieren und der Natur herrscht, will sicherlich Auswege finden. Wir können Konzepte schreiben, Spendengelder zusammentragen und irgendwann – nach viel Planung und Vorbereitungen – die Welt verändern. Oder wir tun es einfach direkt und ohne Umschweife. Was damit gemeint ist, zeigt z. B. die Geschichte des Inders Vinoba Bhave (1895–1982), einem Freund von Mahatma Ghandi (1896–1948). Er lebte fast gänzlich ohne Besitz und gründete Anfang der 1950er Jahre die Bhudan-Bewegung: Fast 60.000 Kilometer lief er insgesamt durch Indien, um Großgrundbesitzer in einem persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, ein Sechstel ihres Landes an mittellose Menschen zu verschenken. Insgesamt kamen dabei 2,5 Millionen Hektar zusammen! Das ist wohl der größte friedliche Transfer von Land in der menschlichen Geschichte. Und es zeigt, wie wirkungsvoll diese Art des „Giftivism“ (von engl. gift = Gabe, Geschenk; Praxis der Großzügigkeit) sein kann, wie Mehta diese Form des Aktivismus nennt.

Was würde geschehen, wenn wir unsere Welt so gestalten könnten, dass sie uns einlädt, unsere Großzügigkeit zu leben und uns damit innerlich selbst zu verändern, anstatt permanent unseren eigenen Vorteil zu suchen? Genau das versucht Mehta mit mittlerweile über 350.000 Mitgliedern der Organisation ServiceSpace. Auch wir können sofort damit anfangen. Man braucht nichts weiter, als den Willen und den Wunsch, andere Menschen, Tiere und die Natur mit Großzügigkeit zu überfluten.

Das Praktizieren von Giftivism ist nicht nur unmittelbar, sondern auch die Grundlage dafür, dass alle möglichen Ideen funktionieren, die uns eine bessere Welt bescheren sollen. Echte Gemeinschaft kann nur entstehen, wenn wir in vielerlei Hinsicht großzügig werden. Im Kasten finden Sie Tipps, was gemeint ist. Fallen Ihnen noch weitere Möglichkeiten ein, um Großzügigkeit zu praktizieren? Dann freuen wir uns, wenn Sie uns über Ihre Ideen berichten.

Foto: iStockphoto/Meriel Jane Waissman