Warum wir  Emotionen brauchen
Bewusstsein

Warum wir Emotionen brauchen

Markus Hornung

Sachlichkeit ist das Credo unserer Zeit. Emotionen haben in unserer rationalen Welt oft keinen Platz. Wenn wir jedoch Menschen aktivieren, motivieren und begeistern wollen, helfen nur echte Gefühle. Hier sind acht gute Gründe, warum Sie sich intensiv mit Emotionen beschäftigen sollten.

Psychologie, kognitive Neurowissenschaften, Soziologie und Philosophie gelangen übereinstimmend zu dem Schluss, dass wir nur wirkungsvoll und glaubhaft kommunizieren können, wenn wir Emotionen als Signale einsetzen. Außerdem ist unser Gehirn ohne Unterstützung seiner emotionalen Zentren – insbesondere des limbischen Systems – nicht in der Lage, „vernünftige“ Entscheidungen zu treffen.

Emotionen sind Kommunikationssignale: Egal ob Verkäufer, Lehrer, Führungskraft oder Eltern – um Menschen zu bewegen, müssen Sie so emotional sprechen, dass Ihr Gegenüber etwas spürt. Dabei geht es nicht um übertriebene Dramatisierung, sondern um einen stimmigen emotionalen Ausdruck.

Emotionen sind Entscheidungsfaktoren: Alle Entscheidungen werden in letzter Konsequenz nicht vom Verstand, sondern von den emotionalen Zentren getroffen, die alle gesammelten Zahlen, Daten und Fakten bewerten.

Motivation ist immer emotional: Motivation ist immer mit Bewegung, mit einem Antrieb verbunden, und dieser ist emotional und geht mit einem Körpergefühl einher. Wenn wir motiviert sind, vor etwas davonzulaufen, dann spielen in den meisten Fällen Angst oder Ekel eine Rolle. Wenn wir „hin-zu-etwas“ motiviert sind, dann kommen Freude oder Zuneigung zum Tragen. Eine komplette Ausschaltung der Gefühle zerstört die Motivation.

Zufriedenheit, Freude und Glück sind wichtige Emotionen: Möchten Sie zufrieden und vielleicht sogar glücklich sein? Zufriedenheit ist ein Gefühl, dessen etwas höhere Intensität Freude heißt und das in der Steigerung als Glück bezeichnet wird. Zufriedenheit entsteht, wenn Ihre Werte, also das, was Ihnen wichtig ist, erfüllt werden. Und je häufiger dies passiert, desto intensiver wird dieses Gefühl. Um mehr Freude zu empfinden, sollten Sie sich intensiv damit beschäftigen, was Ihnen besonders wichtig ist. Soziologen haben nämlich herausgefunden, dass sich 97 Prozent aller Menschen ihrer Werte nicht bewusst sind. Wenn man die Anstrengung auf sich nimmt, sich selbst zu erforschen, dann wird man mit einem großen Wissen über sich selbst und seine tatsächlichen Werte belohnt. Über die geplante Erfüllung dieser Werte gelingt es dann, die Zufriedenheit im Leben zu erhöhen.

Alle Beziehungen beruhen auf Emotionen: Beziehungen finden auf der Werteebene und damit emotional statt. Freunde oder Lebenspartner haben meist ähnliche Werte, und diese Übereinstimmung ist die Grundlage der Freundschaft oder Beziehung. Das trifft auch auf Geschäftsbeziehungen zu. Psychologen sehen übrigens einen engen Zusammenhang zwischen Zuneigung und Vertrauen.

Emotionale Verständnislosigkeit zerstört Beziehungen: Voraussetzung für eine aktive Gestaltung von Beziehungen ist, die Werte des anderen zu kennen und zu verstehen. Unser Wertesystem wird im Alter zwischen drei und sieben Jahren – größtenteils unbewusst – geprägt. Oft weiß man später selbst nicht, warum einem etwas wichtig ist, aber man spürt sehr genau, dass es wichtig ist.

Ihre Emotionen schlagen Ihre Vernunft: Solange Gefühle nicht als Kommunikationssignale und Entscheidungsfaktoren erkannt und gewürdigt werden, verschwinden sie nicht und Sachlichkeit bleibt eine Illusion. Mehr noch: Emotionen, die nicht anerkannt werden, tendieren dazu, sich zu verstärken!

Emotionen entstehen weitestgehend unbewusst und sind elementare Bestandteile unseres Geistes und unseres Körpers. Und wenn sie unterdrückt und vernachlässigt werden, hat dies negative Auswirkungen auf das gesamte System. Unterdrückte Emotionen führen zu Burnout und Depressionen, die seit Jahren ebenso dramatisch zunehmen, wie die generelle Unzufriedenheit mit Arbeitsplatz, Lebensumständen oder Partnerschaft.

Sie werden ständig emotional manipuliert: Neuesten Untersuchungen zufolge wird jeder von uns pro Tag mit etwa 3.000 Werbebotschaften konfrontiert. Ihre psychologische Wirkung auf das Unterbewusstsein ist mittlerweile hinreichend nachgewiesen. Wenn Sie dieser geballten manipulativen Macht fremder Einflüsse nicht ein starkes Werte- und Selbstbewusstsein sowie ein ausgeprägtes Wissen um Ihre eigenen Emotionen entgegensetzen, dann werden Sie zum Spielball der Interessen anderer.

Fazit: Reine Sachlichkeit lässt unser Gehirn nicht zu. Unsere gesamte Kommunikation und die Entscheidungen, die wir treffen, werden massiv durch Gefühle beeinflusst, ja dadurch überhaupt erst möglich. Nur wer sich intensiv mit den Gefühlen von sich und anderen beschäftigt, kann selbstbestimmt kommunizieren und entscheiden sowie Beziehungen aktiv und im gegenseitigen Nutzen gestalten.

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