Winzige Darmbewohner verhinderten Rückenschmerz
Aus der ärztlichen Praxis

Winzige Darmbewohner verhinderten Rückenschmerz

Dipl.-Biol. Peter Emmrich

Der 44-jährige Hans P. (Name geändert) litt seit über zehn Jahren an chronischen Rückenschmerzen. Immer wieder musste er zum Chiropraktiker. In den letzten sechs Monaten so häufig, dass er überlegte, ob vielleicht ein Tumor im Spiel sei. Bei einem Freund hatte man ein Prostatakarzinom mit Metastasen im Bereich der Lendenwirbelsäule gefunden. Das verunsicherte Hans. Sein Freund hatte ebenfalls über Rückenschmerzen geklagt. Informationen aus dem Internet schürten die Angst zusätzlich. Mit diesen Zweifeln kam er aufgelöst in die Sprechstunde.

Laborwerte dauerhaft leicht verändert

Hans hatte massive muskuläre Verspannungen in der Hals- und in der Lendenwirbelsäulen-Region sowie einen extrem geblähten Bauch. Die Zunge war dick gelb-weiß belegt, und man konnte starken Mundgeruch wahrnehmen. Die Blutuntersuchung ergab keine nennenswerten Entzündungszeichen, auch der PSA-Wert lag völlig in der Norm. Eine etwa vor einem halben Jahr durchgeführte Röntgenaufnahme von Lendenwirbelsäule und Becken war ebenso unauffällig. Die Stuhluntersuchung allerdings brachte eine mögliche Ursache der Schmerzen zutage: Der Entzündungsmarker Calprotectin lag bei 88. Nicht wirklich spektakulär – bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gibt es leicht das Zehnfache – aber der Normwert von unter 50 mg/kg im Stuhl war eben doch überschritten. Die Säuerungsflora (Bakteroiden, Bifidobakterien und Laktobazillen) hingegen war deutlich verringert. Das führte zu einem Anstieg des pH-Wertes auf 7,5 (also zu basisch), was die Darmschleimhaut massiv beeinträchtigte und einen Fäulnisprozess nach sich zog. Dagegen hatte sich der Keim Escherichia coli in seiner Konzentration massiv erhöht.

Das mit der Nahrung aufgenommene Eiweiß fault dann im Darm vor sich hin. Diese Prozesse verursachen nicht nur einen geblähten Bauch durch die massive Gasentwicklung, sondern es entstehen auch belastende Substanzen, wie Ammoniak und Enterotoxine, die durch die aufgequollene Darmschleimhaut ins Blut übertreten können und dadurch die Leber in Mitleidenschaft ziehen. Mitunter sieht man dies an dauerhaft leicht erhöhten Leberwerten (γGT, GOT, GPT). Die Patienten leiden unter Völlegefühl, sind schlapp und müde. Die nicht entweichende Luft setzt Bauch und Rücken massiv unter Druck, was wiederkehrende Beschwerden verursacht.

Foto: M.studio/Fotolia

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 8/2016