Krebserkrankungen bei jungen Menschen

Krebserkrankungen bei jungen Menschen

Liebe Leserin, lieber Leser,
„Wir werden immer älter“, wird allerorten wie ein Mantra betont. Mal abgesehen davon, dass vor allem ein drastischer Rückgang der Säuglingssterblichkeit die Zahlen zur Lebenserwartung im 20. Jahrhundert steil nach oben getrieben hat, spielen sicher auch medizinische Fortschritte – vor allem in der Erkennung und Behandlung von Herzerkrankungen – eine wichtige Rolle. Auch in der Onkologie hat es in den letzten Jahren Fortschritte gegeben. Trotzdem stellen nach wie vor Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen die häufigsten Todesursachen dar.

Tatsächlich flachen die Statistiken zur Lebenserwartung international inzwischen wieder ab. Und es gibt alarmierende Meldungen: So soll die Zahl der Krebsfälle gerade bei jungen Menschen im Alter von deutlich unter 50 in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben. In Zahlen ausgedrückt sollen solche als „early-onset-Malignome“ bezeichneten Krebsfälle bei unter 50-Jährigen im Zeitraum zwischen 1990 und 2019 um 80 Prozent gestiegen sein. Die Heimtücke dabei: Bei jüngeren Menschen mit Beschwerden denkt die Medizin zunächst nicht an Krebs. Deswegen sind die Verläufe, wenn die Krankheit dann endlich entdeckt ist, zum Teil dramatisch bzw. die Behandlung kommt zu spät. Dementsprechend stiegen die Sterberaten bei jüngeren Menschen an.

Da Krebsarten, die als stark erblich mitbedingt gelten, nicht zugenommen haben, rücken einmal mehr Lebensstilfaktoren als Ursache in den Mittelpunkt. Auf weitere, zumindest denkbare negative Faktoren – etwa ständiger Einfluss von pulsierenden elektromagnetischen Feldern und anderen Stressoren – gehen Fachartikel (bislang) kaum ein. Was bleibt – auch aus Sicht der Elterngeneration – ist, wachsam zu sein und Risikofaktoren möglichst zu minimieren. Das bietet zwar keinen hundertprozentigen Schutz, reduziert das Risiko aber nach allen vorliegenden Daten beträchtlich.

Eine US-Studie zur Langlebigkeit, die sich mit lebensverkürzenden Faktoren beschäftigte, empfiehlt acht maßgebliche Dinge: „körperlich aktiv sein, nicht rauchen, gut mit Stress umgehen können, sich gut ernähren, wenig Alkohol trinken, gut und regelmäßig schlafen, positive soziale Beziehungen pflegen und nicht von Opioid-Schmerzmitteln abhängig sein.“

Mal wieder können wir sagen: Sowohl die Dinge, die man tun, als auch die, die man lassen soll, gehören alle zur klassischen Naturheilkunde und hippokratischen Medizin. Allerdings gibt es noch Erklärungsbedarf. „Gut ernähren“ heißt offenbar mehr und mehr, auf stark verarbeitete Lebensmittel zu verzichten. In den USA machen heute hochverarbeitete Lebensmittel 60 Prozent der Kalorienzufuhr aus. Bei uns dürfte es vielfach nicht anders sein.
Dr. med. Rainer Matejka