Protonenpumpenhemmer – die Zweifel nehmen zu

Protonenpumpenhemmer – die Zweifel nehmen zu

Liebe Leserin, lieber Leser,
Magensäureblocker, sogenannte Protonenpumpenhemmer (PPI), gehören weltweit zu den meistverordneten Medikamenten. Obwohl bei deren Einführung in den 1990er Jahren im Beipackzettel die Hinweise standen „nur bei strenger Indikationsstellung“ und „höchstens für drei Wochen“, wurden PPI bei Millionen Menschen zur Dauermedikation. Phasenweise hatte man daher den Eindruck, dass bei fast allen Oberbauchproblemen reflexartig PPI verordnet werden.

Doch seit geraumer Zeit mehren sich kritische Stimmen und Hinweise. So zeigten Studien ein bis zu 40 Prozent höheres Risiko für Osteoporose. Durch die Säureblockade kann zudem Vitamin B12 aus der Nahrung nicht mehr richtig abgespalten werden, es droht also ein Vitamin-B12-Mangel. Beschrieben sind ferner Störungen der Darmflora, Irritationen der Schilddrüse, Störungen des Säure-Basen-Haushalts und anderes mehr bei langfristiger Einnahme von PPI. Die quasi standardmäßige Verordnung von Säure­blockern für ältere Menschen entbehrt zudem der Logik, da mit zunehmendem Alter die Säureproduktion sowieso nachlässt und der betagte Mensch oft sogar eine Anazidität, also ein Fehlen der Magensäure, entwickelt. Das Symptom Sodbrennen kann auch durch eine gestörte Muskelaktivität im Magen-Speiseröhren-Bereich ausgelöst werden, ferner durch das Verdauungsenzym Pepsin oder einen Gallensaftreflux. Auf diese Dinge haben PPI keinen Einfluss, und tatsächlich wirken sie auch bei einem Drittel der Patienten mit Sodbrennen nicht.

Auch dort, wo Sodbrennen tatsächlich durch zu viel Magensäure ausgelöst wird, sind PPI als Dauertherapie nicht unproblematisch. Sie stimulieren nämlich die Bildung von Belegzellen in der Magenschleimhaut. Und genau diese Zellart bildet die Magensäure. Das bedeutet: Nach Absetzen der PPI wird die Magensäureproduktion noch deutlich stärker. Man nennt das „Reboundeffekt“.

Gastroenterologen verordnen mittlerweile beim Reflux zunehmend „alte“ Antazida, etwa mit dem Wirkstoff Hydrotalcid (z. B. Talcid®) oder Alginate, die aus Algensubstanzen hergestellt werden (z. B. Gaviscon®). PPI sollten daher nur kurzzeitig (wenige Wochen) bzw. nur bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden – etwa bei einem Zwölffingerdarmgeschwür oder im Rahmen der Behandlung des Magenkeims Helicobacter.

Aus naturheilkundlicher Sicht böte sich als weitere Alternative vor allem eine magenfreundliche Kost an: Kartoffeln oder Reis mit zartgedünstetem Gemüse und Kräutertee (Kamille, Fenchel, Melisse) sind gut geeignet, Bratkartoffeln mit Sülze natürlich nicht … Hilfreich sind oft Heilerde, bicarbonathaltige Heilwässer oder auch Leinsamenschleim.

Dr. med. Rainer Matejka