Schlaflos durch die Nacht?

Schlaflos durch die Nacht?

Liebe Leserin, lieber Leser,
Schlafstörungen stellen für viele Menschen ein Problem dar. Zahlreiche Medikamente können Schlafstörungen begünstigen, etwa stimulierende Antidepressiva (SSRI und Venlafaxin), Mittel gegen Demenz (Donepezil) sowie Betablocker (besonders Metoprolol und Nebivolol), Anti-Asthmamittel und Schilddrüsenhormone.

Wenn Hochbetagte tagsüber immer sehr müde sind, kann es an einem „obstruktiven Schlafapnoesyndrom“ (OSAS) liegen. Eine schlafmedizinische Untersuchung und ggf. der Einsatz eines Beatmungsgerätes helfen dann entscheidend weiter. Schlaf in Rückenlage sollten diese Patienten vermeiden.

Am Beispiel einer knapp 80-jährigen Dame beschreibt ein Fachartikel, wie wichtig eine gute Schlafhygiene ist: Die Dame geht um 19 Uhr ins Bett, wacht dann um Mitternacht auf und kann nicht mehr richtig einschlafen. Die Folgen sind Müdigkeit am nächsten Tag sowie eine Stunde Schlaf am Vormittag und zwei am Nachmittag. Hier wäre die Erstmaßnahme: Viel später ins Bett gehen, tagsüber höchstens ein 30-minütiger Schlaf, regelmäßige Bewegung, kein Wecker in Sichtweite und aufregende Filme am Abend meiden …

Gerade betagte Menschen verwenden oft chemische Schlafmittel, sogenannte Hypnotika aus der Valiumgruppe (Benzodiazepine) oder die „Z-Substanzen“ (Zopiclon, Zolpidem). Experten raten von diesen Mitteln ab, da sie die beschriebene obstruktive Schlafapnoe im Alter verstärken können. Ganz so dramatisch würde ich die Situation nicht sehen: Betagte Menschen sind meist nicht mehr sehr zugänglich für „Lebensstil­änderungen“ und wollen schnelle Hilfe. Pflanzlich-homöopathische Mittel wirken dann oft nicht oder nicht schnell genug. Viele sind dankbar, wenn sie es z. B. mit einer Z-Substanz in niedriger Dosis versuchen können, und oft reicht es schon zu wissen, dass man im Notfall darauf zurückgreifen kann. Der Ersatz langjährig eingenommener chemischer Schlafmittel durch pflanzliche Mittel gelingt nach meiner Erfahrung fast nie. Experten sehen das offenbar ähnlich und empfehlen, dann ggf. die chemischen Mittel in niedriger Dosis weiterzunehmen.

Von meiner Seite würde ich noch anraten: Ein ansteigendes Fußbad vor dem Schlafengehen fördert das Einschlafen, auch Leberwickel können helfen. Wer nachts mit Hitze und Unruhe aufwacht und nicht mehr einschlafen kann, sollte ein altes Kneipp-Rezept versuchen: Mithilfe eines Waschlappens den gesamten Körper – beginnend von den Extremitäten – kalt abwaschen, nicht abtrocknen, sondern sich in ein großes Badehandtuch eindrehen und wieder ins Bett gehen. Dieser Kneippsche Rat soll seinerzeit schon dem damaligen Papst geholfen haben.

Dr. med. Rainer Matejka