Leistungskürzungen im Gesundheitswesen?

Leistungskürzungen im Gesundheitswesen?

Liebe Leserin, lieber Leser,
zurzeit gibt es in praktisch allen Ländern Probleme mit der Finanzierung des Gesundheitswesens. Dann bleiben immer nur zwei Auswege: steigende Kosten für die Bürger oder die Rationierung medizinischer Leistungen.

Obwohl der Gesundheitsminister Leistungskürzungen bisher ausschließt, verkennt er wohl die aktuelle Realität des deutschen Gesundheitswesens. Dieses limitiert und rationiert sich inzwischen selbst. Ein wesentlicher Grund ist Personalmangel. Viele Fachkräfte sind aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen aus dem Gesundheitswesen „ausgestiegen“ und jetzt in anderen Branchen tätig. Weitere werden folgen.

Eine junge niedergelassene Ärztin beschreibt in einer Kolumne ihr Dilemma: Kassenarztmedizin unterliege bei engen Budgets ständigen Regressdrohungen, zahlreiche Leistungen werden überhaupt nicht vergütet. Rationierung geht auch noch anders. Man versuche einmal, eine Kardiologen- oder Radiologenpraxis zu erreichen. Per Telefon ist das kaum noch möglich. Immer öfter wird auf Online-Terminportale verwiesen, was vor allem ältere, alleinstehende Menschen diskriminiert.

Wie sähen Gegenmaßnahmen aus? Die Honorierung medizinischer Leistungen muss überdacht werden, denn nach aller Erfahrung werden Leistungen, die gut dotiert sind, besonders oft durchgeführt. Verringert sich die Dotierung, sind sie plötzlich nicht mehr so wichtig. Ob die aktuell wieder forcierte „Ambulantisierung“ einen Ausweg darstellt, mag offenbleiben. Im Bereich der orthopädischen Rehabilitation wäre es aber eine denkbare Option und wird teilweise auch schon praktiziert.

Ein anderer Ausweg, den Politiker in Deutschland immer konsequent ablehnen, der andernorts aber praktiziert wird: Bei nicht akut lebensbedrohlichen Erkrankungen wird die Leistungsgewährung von der Mitarbeit des Patienten abhängig gemacht. Muss beispielsweise ein Diabetiker, der in keiner Weise bereit ist, wenigstens ein Stück weit seine Lebensgewohnheiten zu ändern (und sich daher unsolidarisch verhält), wirklich alle teuren modernen Präparate und Untersuchungen erhalten? Moderne Forschung bestätigt, dass ein breiterer Einsatz von Sport/Bewegung und gesündere Ernährung (einschließlich Intervall- und Heilfasten) gewaltige Einsparpotenziale birgt, da diese Maßnahmen zahlreichen verbreiteten Zivilisationskrankheiten den Boden entziehen.

Schon moderate Lebensstil­änderungen bei vielen Menschen ermöglichen erhebliche Kosteneinsparungen für alle. Letztendlich müssen auch die geldverschlingenden und überbürokratisierten Strukturen des Gesundheitswesens hinterfragt und neu gedacht werden.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. med. Rainer Matejka