Mit dem Kobold auf dem Beifahrersitz

Mit dem Kobold auf dem Beifahrersitz

Liebe Leserin, lieber Leser,
seit vielen Jahren werden unablässig Investitionen in die Infrastruktur gefordert. Doch scheinbar bleibt es bei leeren Worthülsen – bei eben jenen Forderungen, Versprechungen und Plänen. Faktisch tut sich – bis auf gefühlt endlos dauernde Sanierungen einiger alter Autobahnbrücken – wenig bis nichts. Eine parlamentarische Anfrage bestätigte kürzlich: 2019 wurden in unserem Land – man höre und staune – gerade mal sechs Kilometer neue Bahnstrecken gebaut. Ein Witz!

Eine große Summe soll nun in Kaufanreize für E-Autos und Hybride fließen. Einige ausländische Hersteller dürften diese Aussichten jubeln lassen, während die deutschen verstummen: Sie geben weder auf dem einen noch auf dem anderen Sektor technologisch den Ton an.

Doch erlauben Sie mir eine Frage: Bildet das E-Auto tatsächlich die Zukunft ab? Mal abgesehen davon, dass es nicht zu gelingen scheint, eine funktionierende Infrastruktur an Ladestationen aufzubauen, bestehen auch erhebliche Umweltbedenken. Die Parteivorsitzende der Grünen warnte in einer Pressekonferenz mehrfach vor den Umweltbelastungen durch „Kobold“. Ich dachte zunächst, sie beziehe sich auf das legendäre Staubsaugermodell aus Wuppertal. Offenbar aber war die Rede von Kobalt, dessen Abbau erhebliche Umweltschäden erzeugt, für die Akkuherstellung jedoch unverzichtbar ist. Zwar stößt ein fertiges E-Auto keine Schadstoffe aus, Feinstaub erzeugt es durch den Reifenabrieb aber dennoch.

In diesem Jahr steigt der Strompreis um acht Prozent, für 2021 sind weitere sieben angekündigt. Das wird die Nachfrage nach E-Autos eher sinken denn steigen lassen, zumal auch technische Fragen ungeklärt sind: Wie werden verbrauchte Akkus entsorgt? Wie löscht man ein verunfalltes brennendes E-Auto? Einige Feuerwehren wissen ein Lied davon zu singen. Mir persönlich scheint das „reine“ E-Auto – bei aller faszinierenden Technik – für den Langstreckenbetrieb momentan wenig tauglich zu sein. Plug-in-Hybrid könnte hier womöglich die bessere Alternative sein, vor allem für den, der mit eigener Photovoltaik aufladen kann.

Auf die Frage, warum es eigentlich noch keinen Plug-in-Hybrid-Diesel gibt – (dieselelektrische Antriebe sind im Lokomotivbau schon lange üblich) – antwortet ein renommierter Ingenieur: „Sie sind keine Mode…“ Verglichen mit Benzinern wären sie mit deutlich weniger CO2-Ausstoß verbunden, wenngleich natürlich auch nicht „klimaneutral“. Aber das ist streng genommen nicht einmal der Fußgänger.

Die Bundesregierung ist sich ihrer Sache in puncto E-Mobilität wohl auch nicht mehr so sicher und möchte plötzlich wieder die Wasserstofftechnologie fördern. Abgesehen davon, dass auch diese im Alltag noch erhebliche technische Probleme zu lösen hat: Wasserstoff muss ja erst einmal hergestellt werden. Und dafür benötigt es viel Strom. Woher nehmen, bei fehlender Grundlast? Der Ausbau von Windkraft stockt, weil angeblich zu wenig neue Flächen ausgewiesen werden. Diese Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Etliche der Anlagen sind inzwischen in die Jahre gekommen. Neue an den gleichen Standorten zu errichten könnte die Kapazität um das Drei- bis Sechsfache steigern. Wie in vielen anderen Bereichen plädiere ich für pragmatische Lösungen und einmal mehr dafür, der Ideologie nur noch im Rückspiegel zuzu­winken.

Dr. med. Rainer Matejka