Naturheilärztlicher Rat

Chronische Prostataentzündung

Ich bin 52 Jahre alt und leide seit einigen Jahren unter einer chronischen Prostataentzündung mit starken Schmerzen. Auch mit verschiedenen Medikamenten bekam ich das Brennen nach dem Wasserlassen nicht los. "Wenn es nicht besser wird, müssen wir operieren" meinte mein Arzt. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Wie Sie erleben müssen, kann die chronische Prostataentzündung ein außerordentlich hartnäckiges Problem sein. Nicht zu unterschätzen sind in einem solchen chronischen Verlauf vegetative Einflußfaktoren, die diesen "Brandherd" am Glimmen halten. Das vegetative Nervensystem steuert unabhängig von unserem Willen die inneren Organe. Es reagiert sehr sensibel auf nervliche Belastungen, so daß Aufregung und belastender Streß die Symptome sofort wieder auslösen und verstärken können. So entwickelt sich mit der Zeit eine Eigendynamik, gerade auch weil man immerzu auf diese gesundheitliche Schwachstelle fixiert ist. Zunächst möchte ich Ihnen die Panik vor einer Operation nehmen, denn in einem chirurgischen Eingriff sehe ich aufgrund Ihrer Schilderung keinen Sinn. Aus meiner Sicht kann es gelingen, Ihnen nach und nach mit "konservativen Maßnahmen" Erleichterung zu verschaffen. Mit der Einnahme der Sägepalme (Sabal Serrulata) und einem Roggenpollen-Extrakt (Cernilton®N Kapseln) haben Sie bereits eine Therapie in diese Richtung begonnen, wenn bisher auch ohne Erfolg. Zusätzlich sollten Sie deshalb die "Energie" im Unterleib stärken. Ich empfehle Ihnen, jeden Abend vor dem Schlafengehen 10–15 Minuten lang ein Sitzbad zu nehmen. Das Wasser sollte mindestens 38 bis 40 °C warm sein. Ein Rosmarin- oder Lavendel- Badezusatz wirkt zusätzlich durchblutungsfördernd und krampflösend. Empfehlenswert sind auch ansteigende Fußbäder für jeweils 15 bis 20 Minuten. Über Reflexverbindungen der Fußsohlen zu den inneren Organen regen sie nachhaltig auch die Durchblutung von Blase und Prostata an. Eine gute Wirkung können Sie erzielen, wenn Sie Sitz- und Fußbad im täglichen Wechsel durchführen. Vermeiden Sie auf jeden Fall Unterkühlung und setzen Sie sich nicht auf kalte Steine oder kalte Plastiksitze. Sinnvoll ist für Ihr chronisches Leiden außerdem eine lymphstärkende Therapie. Die Lymphe ist eine Art Kläranlage des Körpers und leitet Stoffwechselgifte aus. Gleichzeitig bringt sie die immunaktiven Zellen an ihren Einsatzort. Die Lymphe hat viel mit dem Unterleibsbereich zu tun und steht häufig auch mit Störungen im Darmmilieu in Verbindung. Zur Stärkung des Lymphsystems eignen sich beispielsweise die Mittel Lymphaden® oder Lymphomyosot®, die Sie nach Beipack-Empfehlung einnehmen können. Die Wirkung der Präparate erfolgt nicht spontan, sondern entwickelt sich langsam. Nach und nach können Sie damit möglicherweise eine größere Robustheit und Abwehrkraft des Unterleibes erzielen. Parallel dazu würde ich an Ihrer Stelle eine mikrobiologische Therapie versuchen, also die Gabe gesunder Darmbakterien. Eine gesunde Darmflora wirkt sich auf den gesamten Unterleib positiv aus. Entzündungen im urologischen Bereich, auch in der Prostatazone, beruhen nicht selten auf verschleppten Darmkeimen, welche über die Lymphe transportiert werden. Allerdings kennt man bei der chronischen Prostataentzündung auch abakterielle Zustände! Die Gabe gesunder Darmbakterien steigert außerdem die Abwehrkräfte und stabilisiert das Immunsystem. Gute Erfahrungen haben wir mit Rephalysin C® gemacht, in der Dosierung von dreimal täglich einer Tablette über einen Zeitraum von vier Wochen. Im Anschluß kann dann ein Präparat mit Milchsäurebakterien und Bifidokeimen eingesetzt werden, wie etwa Biocult®compositum, in derselben Dosierung, ebenfalls für die Dauer von mindestens einem Monat. Parallel zu diesen Empfehlungen möchte ich Sie zu einem Behandlungsversuch mit Enzympräparaten ermuntern. Diese biologischen Stoffe wirken entzündungshemmend und stärken das Gewebe. Hier kommt etwa Regazym®plus oder Bromelain®POS in Frage. Auch das Präparat Aniflazym® hat sich bei urologischen Problemen recht gut bewährt. In der Neuraltherapie nach Huneke sehe ich ebenfalls eine geeignete Behandlungsmethode. Dabei werden gezielt in ganz bestimmte Reflexzonen örtliche Betäubungsmittel wie Procain oder Lidocain gespritzt. Diese können einen stoffwechselaktivierenden und durchblutungsfördernden Effekt in der chronisch entzündeten Region entfalten (siehe dazu den Artikel von Dr. med. R. Wander in dieser Ausgabe). All diese Empfehlungen sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen und einen Therapieplan erstellen. Sicherlich werden Sie damit ihre Beschwerden nicht von heute auf morgen los. Ich kann mir aber vorstellen, daß nach und nach eine gesundheitliche Stabilisierung eintritt. Wenn die Schmerzen dann nachlassen, wird dies zwangsläufig auch Ihr psychovegetatives Nervensystem erleichtern. Mit der Ausheilung sollten Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen, sondern das Ausheilungstempo einfach annehmen. Ich sehe dann eine gute Chance, daß Sie von Ihrem hartnäckigen Leiden wieder loskommen. Die hier vorgestellten Fälle beruhen auf speziellen Leseranfragen. Die genannten ergänzenden Therapievorschläge können nur allgemeinen Charakter haben. Der "Naturheilärztliche Rat" ersetzt nicht Untersuchung, Anamnese und Therapie durch einen naturheilkundlich tätigen Arzt. n

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Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 6/2005