Naturheilärztlicher Rat

Hohes Cholesterin

Dr. med. Volker Schmiedel

„Mein Hausarzt hat mir wegen meiner hohen Cholesterinwerte die Einnahme von Medikamenten empfohlen, gleichzeitig davor gewarnt, dass diese die Leber schädigen. Gibt es für mich Alternativen, bevor ich zur chemischen Keule greifen muss?“

Wie ich aus Ihren Unterlagen sehe, lag das Gesamtcholesterin zuletzt bei 300 mg/dl – als tolerabel gelten Werte bis zu 200 mg/dl. Bei Ihrem Cholesterinwert kann man natürlich schon kalte Füße bekommen. Was aber auch in die Wertung mit einbezogen werden muss, ist der hohe schützende HDL-Wert von 96 mg/dl, wünschenswert sind mindestens 35 mg/dl. Gleichzeitig ist aber auch das schlechte LDL mit einem Wert von 210 mg/dl stark erhöht.

Ob bei dieser Cholesterin-Konstellation überhaupt medikamentös behandelt werden sollte, dafür gibt es derzeit keinen wissenschaftlichen Anhaltspunkt. Durchgesetzt hat sich zur Gefahreneinschätzung auch der Quotient aus LDL- und HDL-Cholesterin. Laut Lipid-Liga sollte er unter drei liegen, bei einem Wert zwischen drei und fünf steigt das Risiko kontinuierlich an, und ab fünf wird das Risiko für ­einen Gefäßverschluss als hoch eingestuft. Für Sie persönlich ergibt sich ein erfreulicher Quotient von 2,19 (210 LDL : 96 HDL).

Falls es trotz dieses guten Wertes Hinweise auf arteriosklerotische Entwicklungen im Körper gibt – im Kopf, an der Halsschlagader oder den Gefäßen in Herz oder Beinen – rate ich Ihnen auf jeden Fall zu einer medikamentösen Senkung der Cholesterin­werte.

Lassen Ihre Gefäße noch keine Einlagerungen erkennen und liegen auch sonst keine weiteren Risikofaktoren wie hoher Blutdruck, Rauchen, Übergewicht, Herzinfarkte oder Schlaganfälle in der ­Familie vor, würde ich zu­nächst versuchen, das Cholesterin mit naturheilkundlichen Behandlungen zu senken.

Ich rate zu einer rohkostreichen, vegetarischen Vollwerternährung mit ungehärteten Fetten und Ölen, arm an tierischen Fetten und reich an Ballaststoffen. Ebenso wie gehärtete Fette wirken Transfettsäuren, die bei der Verarbeitung von pflanzlichen Ölen zu Margarine, Back- oder Frittierfetten entstehen, ungünstig auf den Cholesterinspiegel und seine Zusammensetzung. Industriell gebackene oder frittierte Produkte wie Chips oder Kräcker sollten Sie deshalb meiden. Falls auch die Triglyzeride im Blut erhöht sind, ist auf eine fettarme und kalorienreduzierte Kost zu achten.

Aus der Pflanzenheilkunde hat sich der Knoblauch als Cholesterinsenker einen Namen gemacht, allerdings erst bei einer Tagesdosis von 600 bis 900 mg Extrakt. Wirkungsvoll ist auch die Artischocke, allerdings weniger als Gemüse, sondern als Präparat. Die Dosierung: Dreimal täglich eine Kapsel mit 300 bis 400 mg Extrakt jeweils eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit. Gemüse und Obst, Weizen- und Haferkleie wirken durch ihren hohen Ballaststoffanteil fett- und cholesterinsenkend.

Die positive Wirkung von Bewegung auf die Blutfette wird oft unterschätzt. Gut geeignet ist regelmäßiges Ausdauertraining, das auch übermäßigen Stress abbaut, der ebenfalls den Choleste­rinspiegel hochtreibt. Falls Sie stressverursachende Situationen nicht vermeiden können, sollten Sie versuchen, den Stress mit Entspannungsübungen besser zu verarbeiten.

Empfehlenswert sind darüber hinaus regelmäßige Gaben von Antioxidanzien, vor allem Vitamin C und E. Sie senken zwar nicht den Cholesterinspiegel, verhindern aber das „Ranzigwerden“ des Cholesterins, weshalb es sich nicht so leicht an den Gefäßwänden ablagert. Vom Vitamin C empfehle ich täglich zwei- bis dreimal einen Viertel Teelöffel (insgesamt 1,5 bis 3 g pro Tag), falls es vom Magen vertragen wird.

Vom Vitamin E sollten es täglich 400 IE sein. Auf natürliche Weise können Sie Vitamin E über pflanz­liche Öle, besonders Weizenkeimöl, Sonnenblumen­öl und Walnussöl sowie Nüsse und Samen aufnehmen, aber auch über die meisten Gemüse, besonders Fenchel, Schwarzwurzel, Paprika und Sojabohnen. Allerdings werden Sie damit nicht auf die erforderliche therapeutische Menge kommen. Die in letzter Zeit diskutierten schädlichen Wirkungen von Vitamin-E-Gaben traten nur bei Dosen über 400 IE auf.

Auch möchte ich Ihnen zur Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren (Fischöl, 1 bis 3 Gramm täglich) raten, die zwar kaum den Cholesterinspiegel senken, eher die Triglyzeride, jedoch die Mikrozirkulation des Blutes verbessern, antientzündlich wirken, die Verklebung von Blutplättchen hemmen und vor gefährlichen Rhythmusstörungen schützen.

Meistens lässt sich mit diesen Maßnahmen bereits eine zufriedenstellende Senkung des Cholesterins erreichen. Gute Erfolge bringt darüber hinaus das Heilfasten. Dem Risiko von gefährlichen Nebenwirkungen der medikamentösen Cholesterinsenker könnten Sie so sicher aus dem Wege gehen.

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 7/2009