Naturheilärztlicher Rat

„Kalter Knoten“ an der Schilddrüse

Dr. med. Rainer Matejka

„Vor einigen Monaten wurde bei mir (60 J., weibl.) eine regressive Zyste (Struma nodosa) an der Schilddrüse, also ein ‚kalter Knoten‘ festgestellt. Nach der Punktion hatte er sich plötzlich vergrößert. Es schmerzt nun beim Schlucken oder Husten. Seit Jahren fühle ich mich außerdem erschöpft und schiebe das auf meine Schilddrüse. Es wurde mir nun zu einer Schilddrüsen­operation geraten. Da die Zyste aber gutartig ist, möchte ich alle naturheilkundlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um sie zum Verschwinden zu bringen.

Seit einigen Tagen nehme ich das homöopathische Mittel der Steinblüte, Flor de piedra D8, zudem seit fünf Wochen verschiedene Schüßler-Salze (Nr. 4, Nr. 7, Nr. 9 und Nr. 11). In niedriger Dosierung schlucke ich zusätzlich die Ergänzungsmittel Nr. 14 (Kalium­-­bromid) und ganz ­speziell für die Schilddrüse die Nr. 15 (Kaliumjodid). Nachts lege ich seit einem Monat außerdem einen Salbenverband mit den Schüßler-Salben Nr. 2 und Nr. 4 an. Wegen einer leichten Unterfunktion der Schilddrüse nehme ich viermal täglich eine Jod­tablette aus der Braunalge Macrocystis pyrifera ein. Inzwischen liegen Ergebnisse von zwei Blutuntersuchungen mit jeweils anderen Werten vor. Das freie T3 (Trijodthyronin) lag zunächst bei 2,54, zehn ­Tage später bei 3,0. Umgekehrt lag das Steuerungshormon der Hypophyse (TSH) erst bei 1,69 dann bei 1,10. Wie soll ich mich nun verhalten?“

Ihre beiden Labor­befunde legen nahe, dass sich Ihr Schilddrüsenstoffwechsel beschleunigt hat. Das beweist einerseits der gesunkene Spiegel des TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) aus der „Befehlszentrale“ der Hypophyse, welches zum „Antreiben“ der Schild­drüse dient, andererseits das ­Ansteigen des aktiven Schild­­­drüsenhormons Tri­jod­thyronin (fT3), das den Energie­umsatz im Körper erhöht und den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel ankurbelt. Aus meiner Sicht sind die beiden unterschiedlichen Werte glaubhaft. Aus Ihren mitgeschickten Laborergebnissen ersehe ich außerdem erhöhte Antikörperwerte (TPO), was auf eine leichte Schilddrüsen­entzündung hinweist.

Ihre homöopathische ­Behandlung mit der Steinblüte Flor de piedra ist ­sicherlich günstig. Grundsätzlich wären bei kalten Knoten auch der jodhaltige Meerschwamm, Spongia D2, oder das homöopathische Komplexmittel ­Strumeel® zu diskutieren. In Ihrem speziellen Fall gilt es jedoch zu bedenken, ob angesichts der er­höhten Antikörper tat­sächlich eine Jodidgabe sinnvoll ist, denn auch Strumeel® enthält etwas homöopathisiertes Jod. Das Problem: Jodid kann mögliche Autoimmunprozesse beschleunigen. Deshalb ist aus meiner Sicht auch die Einnahme des Algenpräparates momentan nicht geeignet.

Zwar zeigt sich eine regressive Zyste (Struma nodosa) meist als Folge eines ­jahrelangen Jodmangels, was aber nicht bedeutet, dass im Moment Jod­gaben ideal wären! Auch bei heißen Knoten, sogenannten „Autonomien“, welche nach eigenem Gutdünken Schilddrüsenhormone produzieren, ist eine zusätzliche Jodidgabe meist nicht sinnvoll.

Empfehlen möchte ich jedoch das Spurenelement Selen, das Autoimmunprozesse bremst und antientzündlich wirkt. Geeignete Präparate sind etwa Selen graf® 100, Cefasel® oder Selen-loges®.

Probieren Sie auch ­einmal eine Art manueller Lymphdrainage im Schilddrüsenbereich. Dazu reiben Sie einmal täglich – am besten abends – Ihren Hals mit Lymphdiaral® Salbe ein und streichen diese sorgfältig mit der flachen Hand in Richtung Schlüsselbein aus.

Mit Schüßler-Salzen habe ich im Zusammenhang mit der Schilddrüse keine Erfahrungen und kann Ihnen dazu leider keinen speziellen Rat erteilen.

Für eine Operation Ihres „kalten Knotens“ sehe ich im Moment noch keinen zwingenden Grund, es sei denn, das Gefühl der Einengung im Hals verstärkt sich oder Sie bekommen Atemnot.

Die Vergrößerung Ihrer Zyste nach der Punktion weist möglicherweise auf eine Einblutung hin. Das wäre keine gute Nachricht, denn in der Folge neigt das betroffene Gewebe zu einem „bindegewebigem Umbau“. In diesem Fall rate ich Ihnen zu kurzfristigen Ultraschall-Kontrollen, um die Entwicklung im Auge zu behalten.

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 5/2008