Aus der ärztlichen Praxis

Kopfschmerz: Dem Teufelskreis entronnen

Dr. med. Gabriele Tille

Bereits über 25 Jahre litt die 58jährige Hildegard Müller (Name geändert) unter chronischen Kopfschmerzen, als sie mich letzten Januar aufsuchte. „Mein früherer Hausarzt hat mir Schmerz- und Beruhigungsmittel verschrieben“, berichtete sie. „Nach einer Weile haben sie aber nicht mehr gewirkt. Also habe ich frei verkäufliche Medikamente aus der Apotheke geholt. Damit bin ich über die Runden gekommen, aber zufrieden bin ich eigentlich nicht. Es kann doch nicht normal sein, daß man nur mit Schmerzmitteln leben kann.“ Bei diesen Präparaten handelte es sich um Mischarzneien aus verschiedenen Wirkstoffen. Solche Cocktails können im Dauergebrauch unangenehme Nebenwirkungen haben: Leber und Niere werden stark belastet und eventuell auch geschädigt. Momentan nahm sie drei Zäpfchen am Tag. Ohne die könne sie „nicht aus dem Haus gehen“.

Frei verkäuflich heißt nicht ungefährlich
Da sie schon so lange regelmäßig Schmerzmittel konsumierte, nahm ich an, daß es sich um einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz handelte. Nach einer Weile verursachen nämlich die Medikamente selbst den Schmerz. Also verordnete ich folgendes: Die Zäpfchen wurden durch Ibuprofen-Tabletten, 2 x 400 mg täglich, ersetzt. Es war nötig, die Wirkstoffmischung auf ein Monopräparat einzuschränken, das leichter ausgeschlichen werden konnte. Ein ersatzloses Absetzen hätte zu schweren Schmerzattacken und Kreislaufstörungen führen können. Ergänzend wurde ein Antidepressivum gegeben, das den Entzug erleichterte.

Frau Müllers Leber hatte unter der „chemischen Keule“ sehr gelitten. Die Leberwerte waren erhöht. Außerdem hatten die Medikamente eine starke Übersäuerung hervorgerufen. Deshalb erhielt sie zur Entgiftung von Leber und Niere das homöopathische Mittel Nux vomica in der Potenz LM18 sowie spagyrische Pflanzenextrakte. Angesichts der Dauer und Schwere der Erkrankung machte ich uns aber keine großen Hoffnungen, daß wir schnell Erfolge sehen würden. Um so erstaunter war ich, als sie nach 14 Tagen freudig berichtete: „Meine Kopfschmerzen sind schon fast weg!“ Sie spüre lediglich einen leichten Druck im Kopf. Daraufhin wurde auch das Ibuprofen innerhalb der nächsten vier Wochen vorsichtig ausgeschlichen – ohne jeden Rückfall.

Zur Vorbeugung neuer Kopfschmerzen schloß ich eine Mayr-Kur mit Baseninfusionen und Injektionen mit homöopathisch potenzierter Milchsäure an. Auch dies wurde von der hoch motivierten Patientin – „endlich sehe ich Land“ – erfolgreich durchgeführt. Seitdem sind keine Probleme mehr aufgetreten, und Frau Müller freut sich über neue Lebensqualität. L

Dr. med. Gabriele Tille, Jahrgang 1956, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Homöopathie, Moderne Mayr-Medizin, tätig in eigener Praxis in Oberursel.

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 11/2006