Was mir geholfen hat

Multiple Sklerose mit Evers-Diät hinausgezögert

Als ich im Sommer 1980 plötzlich nicht mehr richtig sehen konnte und die Hände ständig kribbelten, suchte ich Hilfe beim Neurologen. Er empfahl, Sonne und Streß zu meiden und überwies mich ins Krankenhaus, wo ich Infusionen bekam, deren Zusammensetzung ich bis heute nicht weiß. Sieben Wochen später war ich wieder fit für den Außendienst. Es hielt fünf Jahre an – bis ich nach einer extremen Streßphase mein rechtes Bein nachziehen mußte. Ich wurde erfolglos mit dem adrenocorticotropen Hormon (ACTH) therapiert, das über den Hormonhaushalt in den Stoffwechsel eingreift. Klarheit brachte dann der Kernspintomograph. Ich hatte MS – Multiple Sklerose. Eine Welt brach für mich und meine Familie zusammen. Autoimmunerkrankung: Augen und rechtes Bein betroffen MS gilt als Autoimmunerkrankung, bei der sich die Immunabwehr gegen das eigene Nervensystem richtet, genauer gegen das Myelin in den isolierenden Nervenhüllen. Angegriffen werden Teilbereiche der Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark. Welche Auswirkungen das zeigt, hängt von der angegriffenen Stelle ab. Bei mir waren wohl die Nervenbahnen zu den Augen und dem rechten Bein betroffen. Im folgenden Sommer wurde es noch schlimmer. Meine Umgebung sah ich nur noch schemenhaft wie durch dickes Milchglas. Ich war am Ende. Zum Glück fand ich eine erfahrene, vertrauenswürdige Ärztin. Sie half mir, meine Krankheit anzunehmen und sie künftig als Teil von mir zu betrachten. Nach einer Akutbehandlung mit Procainspritzen entlang der Wirbelsäule verschrieb sie mir Enzyme. Langsam ging es bergauf und drei Monate später kehrte ich an meinen Arbeitsplatz zurück. Um mir meine Lebensqualität lange zu erhalten, war ich offen für alle Therapiemöglichkeiten. Von Dr. Olaf Hebener – er schrieb das Buch "Fundamente der Hoffnung" – wurde ich überzeugt, daß auch über die Ernährung der Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen ist. In einer Spezialklinik für MS-Kranke lernte ich die Evers-Diät kennen. Sie geht auf Dr. med. Joseph Evers zurück, der während seiner 45jährigen Tätigkeit den günstigen Einfluß von naturbelassenen Lebensmitteln auf sämtliche Stoffwechselstörungen beobachtete. In der Klinik erklärte mir ein Arzt die Hintergründe: "Bei MS bestimmt nicht nur das Immunsystem den Krankheitsverlauf, auch Entzündungen spielten eine Rolle." Ein Beweis dafür sei die niedrige Konzentration von ungesättigten Fettsäuren in der Rückenmarksflüssigkeit bei MS-Erkrankten. Diese Fettsäuren werden als Heilsubstanz an die Entzündungsherde im Körper "abgezogen". Mit einer gezielten Kost könne die Entzündungsneigung gebessert werden. Diät gegen Entzündungen – starke Schübe blieben aus Ganz wichtig sei es, künftig Nahrungsmittel mit Arachidonsäure, einer Omega-6-Fettsäure, zu meiden. Vor allem Fleisch und Wurstwaren enthalten reichlich davon. Arachidonsäure ist die Ausgangssubstanz für stark entzündungsfördernde Botenstoffe. Meine Ernährung stellte ich um auf eine vegetarisch betonte Vollwertkost mit Milch und Milchprodukten sowie Fisch. Zum Frühstück gehören seither frische Milch (obwohl deren Wert bei MS teilweise negativ eingestuft wird) oder Molke, gequetschte oder vorgekeimte Getreidekörner und Obst. Mittags esse ich meist frischen Salat, abends Rohkostgemüse mit Knäcke- oder Vollkornbrot sowie Butter und Käse. Gehärtete Pflanzenfette wie Margarine meide ich. Als Getränk bevorzuge ich Kräutertee oder Heilwasser. Damit konnte ich bis jetzt schwere Schübe und Kortisongaben vermeiden und 23 Jahre beruflich tätig bleiben. Familie schenkt Geborgenheit und nimmt die Angst Meine Erkrankung schreitet nur langsam fort. Um meine Glieder zu lockern und die Blasenmuskeln zu stärken, hilft mir neben regelmäßiger Gymnastik das Reiten ohne Sattel. Die angenehme Körperwärme der Tiere unterstützt die Entspannung meiner Muskeln. Doch die nachhaltigste Hilfe kommt von meiner Familie. Sie schenkt mir Geborgenheit und nimmt meine Angst. n (Siehe auch Naturarzt 9/2003: "Warum Inuit keine MS hatten" und "Schübe verkürzen, Pausen verlängern".)

Was mir geholfen hat

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 6/2005