Dr. med. Rainer Matejka

Naturheilärztlicher Rat – Herzbeschwerden nach den Wechseljahren

Ich bin 58 Jahre alt und leide seit Beginn meiner Wechseljahre unter Herzbeschwerden. Hormone besserten die Situation. Als ich sie nach sieben Jahren absetzte, verstärkten sich Herzschmerzen und Beklemmungsgefühle wieder. Ablagerungen in den Gefäßen wurden nicht entdeckt, aber es zeigten sich Herzrhythmusstörungen im EKG. Seitdem nehme ich einen Beta-Blocker und Acetylsalicylsäure. Trotzdem fühle ich mich nicht gut und schlafe schlecht. Trotz Ihrer Beschwerden ist es zunächst beruhigend, daß schwere organische Ursachen durch eine Herzkatheteruntersuchung ausgeschlossen sind. Ihren Befunden entnehme ich, daß Sie an einer "idiopathischen" Form der absoluten Arrhythmie leiden. Das heißt, Sie haben Herzrhythmusstörungen unbekannter Ursache. Vegetative Faktoren, wie z. B. innere Unruhe, üben dabei meist einen großen Einfluß aus. In diesem Zusammenhang sollten Sie das Augenmerk auch auf Ihre Schilddrüse richten. Selbst wenn keine echte Überfunktion besteht, reicht oft schon eine sogenannte "latente Überfunktion" mit einem Absinken des TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) aus. Über dieses Hormon sendet die Hirnanhangdrüse – also die oberste Hormon-Kommandozentrale – ihre Weisungen an die Schilddrüse. Ist der Pegel dieses Steuerhormons zu niedrig, können sich die unterschiedlichsten vegetativen Beschwerden einstellen. Lassen Sie den TSH-Wert bestimmen. Er sollte auf jeden Fall im Normbereich liegen. Ihre Betablocker-Therapie sollten Sie erst einmal weiterführen. Auch möchte ich Ihnen raten, die tägliche Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) vorerst beizubehalten. Es wirkt blutverdünnend und mindert eine Thrombosegefahr. Dieses Risiko besteht bei Herzrhythmusstörungen immer in dem Moment, wenn der Normalrhythmus zur absoluten Arrhythmie und wieder zurück wechselt. Nach meinem Kenntnisstand wirken bereits 20 Milligramm ASS blutverdünnend. Da Ihre Herzbeschwerden mit der Menopause in Zusammenhang zu bringen sind, sollte die Qualität Ihres Blutes überprüft werden. Möglicherweise ist es zu dick, was relativ leicht über den Hämatokrit-Wert festgestellt werden kann. Liegt er über 42 Prozent, so empfehle ich Aderlässe von 250 Milliliter und zwar je nach Höhe des Wertes zwei- bis viermal im Jahr. Die Regelblutung stellt sozusagen einen natürlichen Aderlaß dar. Bleibt sie nach der Menopause aus, verdickt sich oft das Blut. Zur nachhaltigen Anregung der Herzdurchblutung eignen sich außerdem Hauffesche Armbäder. Die dabei erzielte bessere Durchblutung beschränkt sich keineswegs auf den Armbereich, sondern bezieht über die Reflexverbindungen den ganzen Organismus – auch die inneren Organe – mit ein. Es hat für Sie außerdem den wichtigen Vorteil, daß es Herz und Kreislauf nicht belastet. Für diese Anwendung füllen Sie eine Plastikwanne mit körperwarmem Wasser und legen die Arme hinein. Dann lassen Sie langsam heißes Wasser zulaufen, bis etwa 40 bis 42 Grad erreicht sind. Die optimale Badedauer liegt bei 15 bis 20 Minuten. Ein Kur-Tip: zwei Wochen lang jeden Abend vor dem Zubettgehen ein Armbad nehmen. Überlegen Sie auch, woher Ihre Schlafstörungen kommen. Wenn Sie bereits beim Einschlafen Schwierigkeiten haben, kann dies an einer Unterzuckerung am späten Abend liegen. Meist hilft in diesem Fall eine kleine Spätmahlzeit – das "Betthupferl". Falls Sie nicht durchschlafen können, ist an einen überlasteten Leberstoffwechsel zu denken. In diesem Fall konsequent auf Alkohol und eiweißhaltige Speisen am Abend verzichten. Auch kann ein feucht-warmer Wickel auf dem rechten Oberbauch vor dem Einschlafen die Entgiftungsarbeit der Leber unterstützen. Grundsätzlich wird Ihnen auch eine positive Unterstützung des vegetativen Nervensystems gut tun. Ausgleichend wirken Meditation, Entspannungsübungen und Tai Chi, aber auch leichte körperliche Bewegung an der frischen Luft, z. B. Nordic Walking. Zusätzlich können homöopathische Kombi-Medikamente mit Wirkstoffen wie Melisse, Passionsblume, wildem Jasmin, Wurmkraut oder Nieswurz helfen. Geeignete Präparate heißen Dysto loges®, Neurexan® oder Hevertoval®. Sie zeigen keine Wechselwirkung mit anderen Präparaten, in der Regel auch keine Nebenwirkungen. Vegetativ beruhigend wirkt außerdem das pflanzliche homöopathische Komplexmittel Rytmopasc®, das unter anderem aus Weißdorn, Besenginster, Tigerlilie und grüner Nieswurz zusammengesetzt ist. Schließlich denke ich an homöopathische herzstärkende Mittel, die die Herzenergetik unterstützen. Gute Erfolge zeigen Präparate mit Weißdorn, Wurmkraut und Kalium carbonicum wie beispielsweise Cralonin®-Tropfen. Sie eignen sich bei Herzschwäche und nervösen Herzbeschwerden. Natürlich kommen nicht alle Medikamente gleichzeitig in Frage. Welches Präparat und in welcher Reihenfolge – das sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Aus meiner Sicht können Sie mit Geduld und einer sorgfältigen Behandlung eine Besserung erzielen. Die hier vorgestellten Fälle beruhen auf speziellen Leseranfragen. Die genannten ergänzenden Therapievorschläge können nur allgemeinen Charakter haben. Der "Naturheilärztliche Rat" ersetzt nicht Untersuchung, Anamnese und Therapie durch einen naturheilkundlich tätigen Arzt.
Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 8/2006