Hirse

Das Korn aus dem Schlaraffenland

Peter Mayr, Diplom-Diätküchenmeister

Die Märchen zeigen, welche Bedeutung die Hirse früher hatte: Man mußte sich durch einen Berg aus Hirsebrei essen, um ins Schlaraffenland zu kommen. Und bei den Brüdern Grimm gab es einen Topf, der auf Kommando süßen Hirsebrei kochte.

Unter dem Namen Hirse werden verschiedene Getreidesorten zusammengefaßt, die zu den Süßgräsern gehören. Unsere Speisehirse, die Rispenhirse (Panicum miliaceum), stammt ursprünglich aus Ostasien. Sie gilt als das älteste kultivierte Getreide, das schon bei den Babyloniern und Etruskern zu den Grundnahrungsmitteln gehörte. Noch vor 200 Jahren hatte die Hirse in Europa eine große Bedeutung, bis sie von Kartoffeln und Weizen verdrängt wurde.
Hirse gedeiht auf ärmsten Böden, auch Trockenheit macht ihr nichts aus. Da die Hirsesamen in der Rispe nacheinander reifen, ist sowohl die Bestimmung des Erntezeitpunktes als auch die Ernte selbst erschwert. Nach gründlicher Reinigung werden die Körner von der harten, unverdaulichen Schale befreit und zum Teil zu Flocken und Mehl weiterverarbeitet. Hirse eignet sich hervorragend für die „schnelle Küche“. Vor der Zubereitung wäscht man sie heiß, um eventuell ausgetretenes Fett, das schnell ranzig wird, abzuwaschen. Sie läßt sich sowohl süß als auch pikant für Aufläufe, Suppen, Brei, Grütze oder als Beilage zubereiten. Beim Kochen gilt die Faustregel: 1 Teil Hirse auf 2 1/2 Teile Wasser. Man kann auch einen Frischkornbrei zubereiten, dann sollten die Körner mindestens zwei Stunden, am besten über Nacht, einweichen. Hirse enthält kein Klebereiweiß (Gluten) und eignet sich daher zum Backen nur in Kombination mit Weizen- oder Dinkelmehl. Sie wird deshalb von Menschen mit Zöliakie und Sprue gut vertragen.

Den Artikel zu dieser redaktionellen Einleitung finden Sie in der Naturarzt-Druckausgabe 3/2006