Mit Sinn und Verstand

Liebe Leserin, lieber Leser, gemeinhin werden Fortschritte der Medizin mit technischen Errungenschaften oder der Entwicklung neuer, meist extrem teurer Medikamente gleichgesetzt. Ich persönlich aber sehe eine beträchtliche Weiterentwicklung für viele Menschen in vergleichsweise einfachen Dingen. Allein die Erkenntnis, dass ständiger Reizhusten durch unerkannten Magensaft-Reflux ausgelöst werden kann, ist für die praktische Behandlung der Patienten äußerst wertvoll. In einem bemerkenswerten Fachartikel wurden kürzlich neue Strategien beschrieben, die vielfältige Probleme rund um Operationen bei Senioren reduzieren sollen. Ein spezielles Management – vor … weiterlesen

Der Umwelt zuliebe

Liebe Leserin, lieber Leser, Grenzwertdiskussionen über Stickoxide würden in Skandinavien, Singapur und Kanada pragmatisch diskutiert und zügig gelöst. In Deutschland arten solche Themen regelmäßig in eine Art Glaubenskrieg aus. Die Historie lehrt uns, dass Kriege oft nicht mit dem Sieg einer Seite enden. Vielmehr mit der Erschöpfung aller Beteiligten … Zuletzt kamen Zweifel an der Frage auf, ob die Festlegung von Stickoxid-Emissionen auf 40 µg pro Kubikmeter Luft realistisch sei. Am Arbeitsplatz sind Grenzwerte von 950 µg erlaubt. Zigarettenrauch soll … weiterlesen

Es ist nicht alles Gold, was glänzt …

Liebe Leserin, lieber Leser, vor kurzem machte ein bekannter Fußballstar auf sich aufmerksam, weil er in einem Luxusrestaurant in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAR) ein mit Blattgold belegtes Steak verzehrte. Kostenpunkt: etwa 1.000 US-Dollar (etwa € 875,00). Der Sportstar hatte das Tranchieren des „Goldklumpens“ gefilmt und das Ereignis durch soziale Netzwerke mit aller Welt geteilt. Daraufhin startete zumindest ein Teil seiner „follower“ einen „shit-storm“, den der besagte Fußballer mit obszönen Beschimpfungen beantwortete. Er erhielt daraufhin von seinem Verein eine Rüge … weiterlesen

Egel-Journalismus

Liebe Leserin, lieber Leser, vor kurzem wurde im Deutschen Ärzteblatt eine Studie über die Wirksamkeit der Blutegeltherapie bei chronischen Schmerzen im unteren Rücken veröffentlicht. Sicher. Es mag faszinierendere medizinische Themen geben. Aber immerhin fanden die Autoren deutliche Hinweise für die Effektivität der Behandlungsmethode für eben diese Indikation. Wäre die Studie von schlechter Qualität gewesen, hätte sie es bestimmt nicht in die Standardfachzeitung aller deutschen Ärzte geschafft. Gleichwohl rief dies nicht etwa empörte Kliniker oder Vertreter der Pharmaindustrie auf den Plan, … weiterlesen

Wohin gehst Du?

Liebe Leserin, lieber Leser, „Quo vadis?“, „Wohin gehst Du?“ Diese Fragen stellen Geleitworte in Zeitschriften, die sich mit Naturheilkunde beschäftigen, seit Jahrzehnten immer wieder. Besonders auch in Kreisen naturheilkundlich tätiger Ärzte wird diese Formulierung häufig bemüht, um dann darauf zu verweisen, dass Naturheilkunde doch so vieles zu bieten hat: Immerhin wünschten laut Umfragen doch 80 Prozent der deutschen Bevölkerung eine Behandlung mit Naturheilverfahren. Da wäre doch deutlich mehr Anerkennung im Gesundheitswesen angebracht! Doch warum dreht sich diese Diskussion seit Jahrzehnten … weiterlesen

Nicht hopp und nicht top

Liebe Leserin, lieber Leser, zu zwei Themen kann ich mir einfach keine eindeutige Pro- bzw. Contra-Meinung bilden: Impfung und Organspende. Ersteres löste kürzlich wieder heftige Diskussionen aus. Ein Filmemacher hatte das Sujet als Dokumentation persönlicher Erlebnisse aufgearbeitet und erhebliche Verunsicherung signalisiert. Prompt hagelte es Kritik: Wie könne man ein so wichtiges Thema nur derartig zwiespältig darstellen? Die Vorteile von Impfungen seien schließlich eindeutig und immer wieder belegt worden. Nur eine Handvoll „Fanatiker“ lehnten die Impfung ab. Woran soll sich der … weiterlesen

Idylle auf dem Lande?

Liebe Leserin, lieber Leser, es gibt immer weniger Landärzte. Eine Tatsache, die man seit einer Generation diskutiert. Warum? Als ursächlich vermutet man räumliche Entfernungen, ein mäßiges schulisches Angebot für Kinder und maue Möglichkeiten zur (kulturellen) Freizeitgestaltung. Was die Situation bessern könnte? Dazu hören wir seit geraumer Zeit recht naive „Expertenvorschläge“: Sie reichen von der Unterstützung auf der Suche nach geeigneten Praxisräumen über zinsgünstige Kredite bis hin zu Umsatzgarantien. Immer wieder ist auch die Rede von „höheren Honoraren“ für Landärzte und … weiterlesen

In dubio contra Alkohol

Liebe Leserin, lieber Leser, vor kurzem wurde in diversen Medien eine Gesundheitsstudie der privaten Deutschen Krankenversicherung (DKV) als erste Meldung zitiert. Ihr zufolge leben „die Deutschen“ zunehmend ungesund. Wie immer geht es dabei um drei Problemfaktoren: Bewegungsmangel, Fehlernährung und Genussmittelkonsum. Angeblich habe sich die Situation, verglichen mit der Lage vor ein paar Jahren, erheblich verschlechtert. Schaut man sich jedoch die Methodik der Untersuchung an, kommen einem Zweifel an der Aussagekraft: Es handelte sich nämlich um eine „Befragung“, also eine Datenerhebung … weiterlesen

Die Milch macht’s nicht!

Liebe Leserin, lieber Leser, um die Kuhmilch ist es ruhig geworden. Über Generationen galt sie jahrzehntelang als Kultgetränk, Energielieferant und Wachstumsförderer (man denke an die Schulmilch!). Gegen Ende des 20. Jahrhunderts dann wurde ihr Gesundheitsnutzen zunehmend in Zweifel gezogen. Und schlimmer: Fortan geriet sie als Allergietreiber in Verruf. Krankheiten wie Neurodermitis wurden als „milchbedingt“ gesehen, wobei das konsequente Vermeiden des Getränks tatsächlich manchmal deutliche Besserung bringt, keinesfalls aber „immer“. Milchkonsum, hieß es auf einmal, sei schon deshalb vollkommen abwegig, weil … weiterlesen

Angriff über links

Liebe Leserin, lieber Leser, zugegeben: Vor der Fußball-WM stand ich der Qualität der deutschen Nationalelf skeptisch gegenüber. Damit habe ich mir keine Freunde gemacht. Die ersten Zweifel überkamen mich, als es hieß, man setze „auf Erfahrung“. Erinnerungen an die völlig verkorkste WM von 1978 wurden wach, die mit der Schmach von Cordoba endete: „3:2 für Österreich, I werd narrisch…“. Beim ersten Spiel, Deutschland gegen Mexiko, wurden Millionen Zuschauer Zeugen, wie der Gegner ein übers andere Mal über die linke Seite … weiterlesen

Diesel-Gedöhns

Liebe Leserin, lieber Leser, erinnern Sie sich noch an Buschhaus? Das Kohlekraftwerk sollte Anfang der 1980er Jahre in Betrieb genommen werden und avancierte für Monate zum vorrangigen Medienthema – wegen des Einsatzes schwefelhaltiger Braunkohle und der damit verbundenen Umweltbelastung. Die Diskussionen waren von hochkochenden Emotionen geprägt, ließen dafür aber jeglichen Pragmatismus vermissen. Ein Soziologe sprach damals von der Bundesrepublik Deutschland als einer „plebiszitären Pannendemokratur“. Daran musste ich nun denken, als in den letzten Wochen die Diesel-Diskussion aufkam. Die Vokabel „Stickoxid“ … weiterlesen

Wirklich Top-Qualität?

Liebe Leserin, lieber Leser, in den letzten Jahren haben in Kliniken, Praxen oder Seniorenheimen immer mehr „Disziplinen” Einzug gehalten, die zuvor keine große Bedeutung hatten, aber große Zeitfresser sind. Bei einigen von ihnen würde sicher niemand die Wichtigkeit in Frage stellen wollen. Stichwort Brandschutz. Wobei man sich sehr wohl fragen darf, ob hier an den richtigen Stellschrauben gedreht wird, wenn große Statistiken zeigen, dass die Zahl der Brandopfer trotz verstärkter Brandschutzmaßnahmen in den letzten zehn Jahren eher zugenommen hat. Geht … weiterlesen

Keine Pillen gegen das Vergessen

Liebe Leserin, lieber Leser, im Deutschen Ärzteblatt vom 2. Februar diesen Jahres findet sich ein erstaunlicher Artikel. Darin geht es um das reihenweise Versagen von Anti-Alzheimer-Medikamenten. Kein Forschungszweig stagniere so stark wie die Wissenschaft, die sich der Suche nach Mitteln gegen Alzheimer widmet, heißt es dort. Dies führt dazu, dass sich eine der größten Pharmafirmen der Welt nach Jahrzehnten der Alzheimer-Forschung aus diesem Metier ganz zurückzieht und dies, wie die Autoren schrei-ben, obwohl ein erfolgreiches Präparat im Kampf gegen Alzheimer … weiterlesen

Stupider Sprint

Liebe Leserin, lieber Leser, vor Jahrzehnten galt die Regel, die Obergrenze des Blutdrucks liege bei 100 plus Lebensalter. Beim 60-Jährigen also bei 160 systolisch. Seit etlichen Jahren wird die Obergrenze – unabhängig vom Alter – bei 139/89 mmHg angesiedelt. Aus meiner Sicht ein praktikabler Wert. Höhere Werte, von z. B. bis 160, gelten als nicht ganz so gravierend, sofern keine weiteren Risikofaktoren hinzukommen. Durchaus schwerwiegend aber werden sie eingestuft, wenn die/der Betreffende raucht, Diabetiker ist oder schon einmal einen Herzinfarkt … weiterlesen

Tagesgericht: Undercover-Schnitzel

Liebe Leserin, lieber Leser, fragt man Menschen, welche Vorstellungen sie von der Gestaltung ihrer Reise haben, lautet die Antwort nicht selten: auf mich persönlich zugeschnitten, ganz individuell! Ähnlich verhält es sich auch mit vielen anderen Dingen des täglichen Lebens, die wir uns „maßgeschneidert“ wünschen. Und dennoch wählen viele oft das Pauschalpaket. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Preis ist klar und man weiß, welchen Inhalt man dafür bekommt. In puncto Ernährung plädiert eine deutliche Mehrheit für naturbelassene, gesunde und … weiterlesen

Der sichere Bürger

Liebe Leserin, lieber Leser, seit einigen Jahren wird von politischer Seite eine „Bürgerversicherung“ gefordert: eine Zwangsmitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) für alle und damit die Abschaffung der Möglichkeit zur privaten Vollversicherung. Die Expertenmeinungen zu diesem Thema sind kontrovers. Die Befürworter argumentieren vor allem mit Begriffen wie „Gerechtigkeit“ und „Solidarität“, die Gegner mit Warnungen vor unkalkulierbaren Risiken, Verschlechterung der medizinischen Versorgung, Einstieg in die „wahre“ Zweiklassenmedizin und verfassungsrechtlichen Bedenken. Aus beiden Lagern kommen nachvollziehbare Einwände. So wäre eine Verschlechterung der … weiterlesen

Adieu, Askese!

Liebe Leserin, lieber Leser, mit „Irrungen und Wirrungen“ ließen sich die wissenschaftlichen Ernährungsempfehlungen der letzten Jahrzehnte wohl passend betiteln. Wie klar und treffend ist hingegen die 2400 Jahre alte Einschätzung des Hippokrates, der von Studien – jedenfalls in Form des heutigen Standards – noch keine Ahnung hatte: „Gehe sparsam mit tierischen Nahrungsmitteln um, bevorzuge pflanzliche Frischkost.“ Simpler und besser kann man es kaum formulieren. Das Deutsche Ärzteblatt berichtet seit Monaten über einen Diskurs zwischen Ärzten für Präventionsmedizin und der Deutschen … weiterlesen

Von Trine aus Tromsö

Liebe Leserin, lieber Leser, von Zeit zu Zeit finden sich in (schul)medizinischen Fachzeitschriften Artikel, die sich mit der Frage befassen, warum Menschen alternative Heilverfahren wie etwa Homöopathie und Akupunktur in Anspruch nehmen und dafür auch noch Geld bezahlen. In Studien sei die Wirksamkeit der Methoden doch nie belegt worden, heißt es. Von „Paramedizin“ ist die Rede. Mögliche Heilerfolge? Alles Placebo! Nun haben norwegische Forscher unter der Leitung von Dr. Trine Stub erneut nach Gründen für die Wirksamkeit der Komplementärmedizin gesucht … weiterlesen

Im schlimmsten Fall

Liebe Leserin, lieber Leser, von allen Seiten wird geraten, „positiv“ zu denken. Und sicher kann eine optimistische Grundhaltung unser Leben vorteilhaft beeinflussen. Doch auch nur dann, wenn wir den Bezug zur Wirklichkeit nicht verlieren. Denn schon oft ist überbordende Begeisterung in realitätsferne Euphorie ausgeartet und hat nicht selten unüberlegte Handlungen nach sich gezogen. Wie wäre es denn eigentlich, wenn wir angesichts lebensverändernder Entscheidungen den Optimismus mal ganz außen vor ließen und uns – ganz im Gegenteil – die denkbar schlimmsten … weiterlesen

Altbekanntes Neuland

Liebe Leserin, lieber Leser, leider erleben wir in der Medizin nicht nur Fort- sondern auch Rückschritte: Jahrzehnte- oder jahrhundertealte, bewährte Verfahren gelangen nicht mehr zum Einsatz und werden schließlich unterschätzt oder gar ganz vergessen. Sie scheinen schlichtweg zu simpel oder unbequem. Völlig außen vor bleiben vor allem jene Maßnahmen, mit denen sich keine großen Umsätze erzielen lassen. Man denke nur an die seit jeher praktizierten, klassischen Hausmittel. Meist handelt es sich bei den mittlerweile als unattraktiv empfundenen Methoden um solche, … weiterlesen

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