Ernährung und Krebs – was wissen wir heute?

Ernährung und Krebs – was wissen wir heute?

Liebe Leserin, lieber Leser,
was hat Ernährung mit Krebserkrankungen zu tun? Bezüglich krebshemmender Nahrungsmittel haben wir in den letzten Jahren viel Gutes von sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Polyphenolen in Brokkoli & Co) gehört. Als „kritisch“ wurden dagegen immer wieder die vor allem beim Grillen entstehenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK)und Aflatoxine in verschimmelten Lebensmitteln angesehen.

Auch wenn Zusammenhänge nicht immer eindeutig sind, gilt heute als gesichert: Vor allem deutliches Übergewicht (BMI > 30) stellt offenbar einen eigenständigen Risikofaktor für 13 Krebsarten dar, darunter Krebs von Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren, Magen und Darm. Eine Gewichtsreduktion reduziert daher auch das Krebsrisiko. Fettzellen werden verdächtigt, spezielle Wachstumsfaktoren zu bilden, die das Tumorwachstum fördern. Das gilt besonders für Fettzellen im Bauchraum. Während die Eierstöcke nach den Wechseljahren die Östrogenproduktion reduzieren, bilden Fettzellen zudem weiterhin Östrogene, wodurch z. B. hormonaktive Brusttumoren gefördert werden.

Die alarmierende Zunahme des Leberkrebses (Verfünffachung zwischen 1980 und 2011!) wird in Zusammenhang mit der zunehmenden Verbreitung der „Fettleber“ gesehen. Als erwiesen gilt inzwischen auch die tendenziell krebsfördernde Wirkung von Alkohol auf Krebs von Mundhöhle und Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Darm, Leber und Brust. Dabei besteht offenbar eine klare Dosis-Wirkung-Beziehung. Für die Devise „ein Gläschen in Ehren…“ wird die Luft somit dünner – zumindest wenn man sich regelmäßig „die Ehre“ gibt.

Weiterhin wird der regelmäßige Verzehr von rotem Fleisch kritisch gesehen und zumindest als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Eine Studie bei rund 50.000 Frauen nach den Wechseljahren zeigte zudem: Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten reduziert offenbar die Zahl der Eierstock- und Brusttumoren.

Unter dem Strich bleibt: Die langjährige Empfehlung einer vegetarisch betonten Vollwertkost unter weitestgehender Einschränkung von Fertignahrungsmitteln passt offenbar gut zu den aktuellen Erkenntnissen – ebenso wie der Rat, sich an der klassisch-mediterranen Küche zu orientieren. Wie eine weitere Studie zeigt, wirken diese Ernährungsformen auch schweren Verläufen von COVID-19 entgegen.

Kurs halten mit Hippokrates gilt daher weiterhin: „Ernähre dich bevorzugt von pflanzlicher (Frisch)kost und gehe sparsam mit tierischen Lebensmitteln um …“

Herzliche Sommergrüße Ihr

Dr. med. Rainer Matejka