Post-COVID-Syndrom – hilft Naturheilkunde?

Post-COVID-Syndrom – hilft Naturheilkunde?

Liebe Leserin, lieber Leser,
als „Post-COVID-Syndrom“ wird ein neuer Beschwerdekomplex als Folge einer Corona-Infektion bezeichnet. Rund ein Drittel der Betroffenen soll Monate nach einer Corona-Infektion an der Kombination von Fatigue (Müdigkeitssyndrom), Geruchs- und Geschmacksverlust leiden. Eine belgisch-niederländische Studie ermittelte in Bezug auf Fatigue sogar noch höhere Prozentwerte. Kommt es im Rahmen einer Corona-Infektion zu Magen-Darm-Symptomen – meist mit Durchfall einhergehend –, ist auch nach dem Abklingen der akuten Infektion mit zunächst anhaltenden Symptomen im Sinne eines Reizdarms zu rechnen. Außerdem besteht das Risiko einer stillen Entzündung (silent inflammation) im Zusammenhang mit COVID-19, die die Blutgefäße und den Herzmuskel betreffen soll. Oft unterschätzt und nicht immer leicht zu erkennen kann dies erst recht gefährlich werden.

Was ist die Naturheilkunde in der Lage hier zu leisten? Bei Fatigue böte sich vermutlich eine ähnliche Vorgehensweise wie auch bei Müdigkeitszuständen infolge anderweitiger Viruserkrankungen an: Ausgleich von Defiziten der Vitamin- und Mineralstoffversorgung, gegebenenfalls „Aufbauspritzen“ und -infusionen, zusätzlich aber auch ganz moderates körperliches und mentales Aufbautraining mit dem Ziel, über eine allmähliche Kräftigung der Muskulatur auch wieder Durchblutung und Stoffwechsel in Gang zu bringen.

Bei Reizdarmsymptomen nach COVID-19 helfen nach ersten eigenen Erfahrungen mit Patienten ähnliche Strategien wie bei anderen Formen des postinfektiösen Reizdarms: Milieuerkundung durch Stuhltests und Einleitung entsprechender Korrekturen ergänzt durch eine leicht bekömmliche Ernährung.

Kniffliger erscheint die Problematik der schleichenden Entzündung. Mutmaßlich helfen könnten Hochdosisinfusionen mit Vitamin C und Omega-3-Fetten, eventuell auch Kalium- und Magnesiumgaben, um die „Herzelektrik“ zu stabilisieren, die gerade bei begleitender Herzmuskelentzündung gefährlich labil sein und z. B. kritische Rhythmusstörungen begünstigen kann. Das sind aber zugegebenermaßen teilweise noch Vermutungen. Die „Datenlage“ dafür – wie es heute immer so schön heißt – ist noch dünn. Gleichwohl sind in der Medizin logisches Nachdenken und daraus abgeleitete Schlussfolgerungen meist ein guter Ratgeber. Wie auch immer: Erkenntnisse zum Post-COVID-Syndrom und seiner Behandlung könnten auch hinsichtlich anderer Virusinfektionen hilfreich sein.

Dr. med. Rainer Matejka