Depression – eine Modediagnose?

Liebe Leserin, lieber Leser,

In den letzten Monaten konnten wir es sämtlichen Medien entnehmen: Die Häufigkeit der Depression habe in den letzten zehn Jahren bestürzend zugenommen – heute sei sie bereits die häufigste Krankheit. Stimmt dies auch wirklich, und wenn ja, was könnte ein Grund dafür sein?

Im Studium lernten wir, Depression sei das „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Ein Zustand also, bei dem der Patient keine Emotionen mehr empfinde, er beispielsweise nicht mehr weinen könne. Von Betroffenen wurde diese Situation als die schlimmste Krankheit dargestellt, die sie je durchlaufen hätten.

Von einer solchen „echten“ endogenen Depression kann selbstverständlich bei der heute inflationär gebrauchten Diagnose „Depression“ nicht die Rede sein. Heute neigt man vielmehr dazu, jeden Zustand der Verstimmung, Traurigkeit und Antriebslosigkeit gleich mit dem Begriff der Depression zu belegen. Zu diesem Trend mag vielleicht auch die steigende Zahl von Psychotherapeuten beitragen.

Die Geschäftsstellenleiterin einer Krankenkasse erklärte mir, viele Menschen, ließen sich, nachdem sie arbeitslos geworden sind, krankschreiben, weil dann höhere Ansprüche auf Geldleistungen bestünden. Die Diagnose „Depression“ sei dabei sehr beliebt und im Falle von plötzlicher Arbeitslosigkeit durchaus plausibel.

In einer ärztlichen Fachzeitschrift beschrieb kürzlich eine Kollegin aus einer psychiatrischen Klinik die angebliche Unfähigkeit vieler Hausärzte, erste Anzeichen einer Depression richtig zu erkennen. Sie fordert, Depressionen bereits im Frühstadium „konsequent“ zu behandeln. Eine Ausgabe später fragte ein hausärztlich tätiger Kollege, was „konsequente Behandlung“ zu bedeuten habe –  aus Sicht der Psychiaterin doch wohl vor allem eine medikamentöse Zwangsjacke mit Antidepressiva. Heutzutage dürfe, so der Kollege, offenbar niemand mehr Gefühlsschwankungen durchleben, ohne von übereifrigen „Seelenklempnern“ gleich in die Schublade einer psychiatrischen Erkrankung gesteckt zu werden. Man sieht an diesem Disput: die Häufigkeit der Diagnose „Depression“ hat sicherlich viele Ursachen. Zum Glück verbirgt sich in den seltensten Fällen dahinter die echte endogene Depression, meist sind es mehr oder weniger nachvollziehbare Verstimmungszustände als Reaktion auf äußere Ereignisse. Und diese muß man keineswegs immer „konsequent“ medikamentös behandeln.

Die Rückbesinnung auf klassische naturheilkundliche Konzepte hilft in den meisten Fällen weiter: regelmäßige Bewegung aktiviert nicht nur Durchblutung und Stoffwechsel, sondern setzt im Gehirn – wie man heute sagt – „Glückshormone“ frei. Außerdem wird ein niedriger Blutdruck, der allein schon eine depressive Stimmung auslösen kann, dadurch ursächlich behandelt.

Gesunde Ernährung unterstützt ebenfalls den Stoffwechsel, auch den des Gehirns! „Rückvergiftungen“ aus dem Darm bei Blähungen und Fäulniszuständen belasten den Gehirnstoffwechsel, begünstigen eine mißmutige Stimmung und Depressivität. „Darmsanierung“ kann daher Abhilfe schaffen. Gleiches gilt für Leberbelastungen. Deswegen wird in der chinesischen Medizin bei Müdigkeitszuständen und Depression immer auch die Leber mitbehandelt. Das nenne ich „konsequente Behandlung“.

Mit besten Grüßen