Ein bisschen Dankbarkeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich lese im Deutschen Ärzteblatt: „60 Prozent der Ärzte sind selbst Opfer oder unmittelbare Zeugen von Gewalt durch Patienten oder deren Angehörigen geworden. Sie wurden verprügelt, Praxis­einrichtungen demoliert, in einigen Fällen sei es zu regelrechten Hinrichtungen gekommen. (…) Ärzte beklagen die ungebremst wachsende Arbeitsbelastung, zu wenig Freizeit und die Unterwerfung ärztlicher Pflichten unter ökonomische Zwänge. (…) Nur acht Prozent der Ärzte geben an, noch nie an ein Aufhören gedacht zu haben.“

Wir haben oft an dieser Stelle über das Gesundheitswesen gelästert, über seine bürokratischen Bevormundungen, seine Undurchschaubarkeit, den zum Teil hem­mungslosen Missbrauch durch Leis­tungserbringer, Kassen, Pharmaindustrie und Patienten gleichermaßen. Der zitierte Bericht stammt allerdings aus China und schildert das dortige Gesundheitswesen. So dramatisch sind die hiesigen Zustände dann doch nicht! Daher wollen wir einmal eine Lanze für unser deutsches Gesundheitswesen brechen.

Objektiv müssen wir feststellen: In keinem Land der Welt haben Menschen, egal welcher sozialer Schicht sie angehören, so leicht Zugang zu hoch qualifizierten medizinischen Leistungen. Nirgendwo stehen so viele Rettungshubschrauber und Notdienstzentralen bereit. Nirgendwo werden in diesem Umfang künstliche Knie- oder Hüftgelenke eingesetzt – woanders wird gehumpelt! Nirgendwo gibt es in diesem Umfang Reha-Maßnahmen oder psychosomatische Angebote, von sozial-politisch motivierten Maßnahmen wie Mutter-Kind-Kuren ganz zu schweigen. Nirgendwo gibt es nur annähernd ein derartiges Kurwesen, selbst wenn dies in den letzten Jahren  rückläufig ist.
Der Privatpatient hat den Vorteil, bislang keiner Budgetbegrenzung zu unterliegen. Oft kommt er auch schneller dran. Dafür zahlt er höhere Preise und jede Einzelleistung extra. Rehabilitations- oder Kurmaßnahmen stehen ihm in der Regel nicht zu. Der gesetzlich Versicherte zahlt ebenfalls immer höhere Beiträge und Selbstbehalte, unterliegt Budgetbegrenzungen, hat aber den Vorteil einer Art „Flatrate“: Nach Entrichtung von 10 Euro Praxisgebühr (chronisch Kranke sind davon befreit) stehen ihm die medizinischen Dienstleistungen quasi pauschal zur Verfügung.
 
Allerdings sollten wir uns bewusst machen: Damit die wesentlichen Leistungen des Systems für alle auch erhalten bleiben, wird die Frage zu beantworten sein, welche Dinge im engeren Sinne wirklich notwendig sind und welche nicht. Wenn dies dazu führen sollte, eine ganze Palette von Leistungen auszuschließen, muss dies nicht zum Nachteil der Bevölkerung sein, im Gegenteil, es kann ein Stück weit auch Motivationshilfe darstellen, einfache Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Gleichzeitig könnte der Kassenbeitrag deutlich unter den 15,5 Prozent liegen, die nun ab 1. Januar 2009 gelten.

Seien wir dankbar, dass wir trotz aller Ärgernisse ein derartiges Gesundheitswesen haben. Wer weiß, wie lange noch, wenn weitergewurstelt wird wie bisher.

In diesem Sinn wünsche Ich Ihnen ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2009