Ewige Weisheiten statt Theoretiker-Terror

Liebe Leserin, lieber Leser,

schlägt man x-beliebige Illustrierte auf, wird garantiert über einen neuen Renner auf dem Gesundheitssektor berichtet. Wenn irgendein Forscher in den USA entdeckt hat, Walnüsse seien gut für Haut, Haare und Nägel und obendrein vorteilhaft für die Potenz, ist das der große Aufmacher.
Kommt ein cleverer Macher auf die Idee, eine tropische Frucht im neuen Gewand als „Drink“ oder „Dragee“ als Allheilmittel darzubieten, stürzen sich Medien wie Verbraucher darauf, und man hat das Gefühl, die Menschheit sei ihrem Traum nach ewigem Leben bereits sehr nahe gekommen. Wenn dann der Neuigkeitswert dieser Praktik abebbt, werden auch die Berichte über die angeblichen Wunderheilungen deutlich weniger, bis schließlich das Verfahren ganz in Vergessenheit gerät.
Unabhängig davon gibt es immerwährende Weisheiten, für die sich keine Illustrierte und auch kein Wissenschaftler interessieren – die Weisheiten des Hippokrates. Man kann seine Aussagen zu einer gesunden Lebensführung in fünf Thesen zusammenfassen:
1. Jeder Mensch soll sich bevorzugt von pflanzlicher Frischkost ernähren und tierische Nahrungsmittel nur sehr sparsam einsetzen. Würde sich die Bevölkerung in westlichen Industrieländern daran halten, wären sämtliche Zivilisationskrankheiten deutlich seltener und die Kostenkrise des Gesundheitswesens weitestgehend gelöst. Selbst die moderne Ernährungswissenschaft hat nach Jahrzehnten der Irrwege, vermutlich ohne genau von ihr zu wissen, zu dieser These des Hippokrates zurückgefunden. Eine fantastische Leistung moderner Forschung.
2. Jeder Mensch sollte zweimal jährlich fasten. Tatsächlich spielt Fasten in allen Weltreligionen eine Hauptrolle als Zeit der Buße, Umkehr und innerer und äußerer Entgiftung. Zweimal jährlich eine Fastenwoche ist daher in der Tat für fast jedermann eine exzellente, ganzheitliche Reinigungstherapie, die obendrein hilft, Reizschwellen neu zu justieren: Wir erkennen danach auch die scheinbar einfachen Dinge wieder als wertvoll an.
3. Führe zweimal jährlich einen Aderlaß durch. Obwohl immer noch von „modernen Ärzten“ als Methode aus dem Mittelalter verunglimpft, hat der Aderlaß zeitlose Effekte: Er wirkt blutverdünnend, antientzündlich, stoffwechselverbessernd und nimmt, wie man es früher nannte, dem „Choleriker die Schärfe“. Eine Studie der Universität
Innsbruck von 2001 zeigt, daß vorbeugend zweimal jährlich durchgeführte Aderlässe imstande sind, die Gefahr für Herzinfarkte und Schlaganfälle abzusenken.
4. Täglich im Freien arbeiten bis zum Schwitzen. Körperliches Arbeiten trainiert nicht nur die Muskulatur und erhöht die Fitness, sondern regt die Blut- und Lymphzirkulation an und trägt zu einer verbesserten geistigen Verfassung bei. Durch das Schwitzen können hunderte unerwünschter Stoffe aus dem Körper ausgeleitet werden.
5. Sich täglich mit Öl einreiben und eine Ganzkörpermassage verabreichen lassen. Sie kombiniert die Notwendigkeit zu täglicher Entspannung und Muße mit energiezuleitender Reflexzonentherapie.
Ich denke, es braucht keine jahrelangen Studien, Gutachten oder von Wissenschafts-Theoretikern verfaßte Traktate, um die Logik dieser hippokratischen Empfehlungen zu verstehen. Sie leuchten intuitiv ein. Wie ein Kollege vor einiger Zeit augenzwinkernd sagte, wäre zu vermuten, daß die hippokratischen Thesen jeder Laie in wenigen Minuten sofort versteht, ein Akademiker dafür eine halbe Stunde braucht und moderne Medizinprofessoren sie ein Leben lang nicht begreifen …