„Hubbard’s Peak“ bringt uns zur Einsicht

Liebe Leserin, lieber Leser,

Neulich, spätabends, landete ich beim Sender Bloomberg-TV. Das ist der, bei dem drei Viertel des Bildschirmes von Börsenkursen zugepflastert sind. Im verbleibenden Restbildschirm erläuterte ein Experte „Hubbard’s Peak“: Der Amerikaner Hubbard, Ökonom und Theologe, war in der Nachkriegszeit im Ölgeschäft tätig. Schon in den 50er Jahren prophezeite er, daß in den USA etwa um 1970 herum die Ölproduktion ihren Gipfel („Peak“) erreichen und dann langsam, zunächst kaum merklich, zurückgehen würde. Tatsächlich führen die USA heutzutage 70 Prozent des benötigten Öls ein. Vor 50 Jahren haben sie noch 70 Prozent des produzierten Öls ausgeführt.

Einen ähnlichen „Peak“ prophezeit man nun für die Weltölproduktion: Zwischen 2004 und 2008 kommt der Wendepunkt, und ab dann wird die Ölproduktion immer weiter zurückgehen – bei steigender Nachfrage und logischerweise explodierenden Kosten. Was werden die Konsequenzen sein? Der besagte Experte prophezeit eine Renaissance der Kernenergie, weil alternative Energien das entstehende Loch erst nach und nach füllen könnten. Ferner empfiehlt er Rüstungsaktien, weil die verbliebenen Ölländer ihr kostbares Gut durch immer höher gerüstetes Militär schützen wollten.

Sie werden sich fragen, was das alles mit unserer Zeitschrift Naturarzt zu tun hat. Schon heute entfallen 90 Prozent der Kosten, die wir beispielsweise für eine Banane bezahlen, auf Öl! Wie bitte? Sie haben richtig gelesen: Die Transportkosten von Nahrungsmitteln, die irgendwo in der Welt produziert werden und dann aufwendig zu uns nach Europa gebracht werden, liegen schon heute exorbitant hoch und weit über den Erzeugerkosten des Produktes selbst. Bei sich verschärfender Energiekrise wird dieses Problem noch zunehmen.
Die Regionalisierung wird daher auch in der Ernährung wieder eine wesentlich größere Bedeutung gewinnen. Wir werden wieder lernen, Produkte aus unserer eigenen Umgebung bevorzugt zu verwenden.

Dies hat wirtschaftliche und umweltpolitische Vorteile. Obendrein wirkt es sich gesundheitlich positiv aus: Obst muß nicht mehr in unreifem Zustand geerntet werden, da lange Transportwege entfallen. Aufwendige Konservierung und Lagerhaltung können reduziert werden. Dadurch werden auch unsere Straßen etwas weniger verstopft sein.

Wenn wir bevorzugt nur noch diejenigen Nahrungsmittel zu uns nehmen, die die Jahreszeit in unseren Breiten anbietet – statt das ganze Jahr aus dem gleichen Angebot zu konsumieren –, führen wir eine natürliche Rotationsdiät durch. Dadurch wird die Zahl der heute so verbreiteten Allergien automatisch sinken. Denn unser Immunsystem hat mehr Gelegenheit, sich „abzuregen“ und wird bestimmte Überempfindlichkeiten, die bei ständiger Konfrontation mit mehr oder weniger bekannten Nahrungsstoffen entstehen können, erst gar nicht entwickeln.

Ich persönlich freue mich außerdem darauf, in den Restaurants der Kongreßhotels weniger häufig mit „Tiefseegarnelen“ und „Jacobsmuscheln“ drangsaliert zu werden.

Man sieht: Auch ein auf den ersten Blick düsteres Szenario kann heilsame und positive Effekte auslösen.

Mit besten Grüßen