Milchpreise in der Diskussion: Bio statt billig, billig!

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit kurzem erregt sich die Republik über die sprunghafte Erhöhung der Milchpreise. Auch Brot und Kaffee sollen teurer werden. Prompt fordern Politiker die Erhöhung von Sozialleistungen, damit jedermann auch zukünftig Lebensmittel bezahlen kann.

In Anbetracht des Gejammers fällt mir folgende Meldung ins Auge: Borussia Dortmund hat mehr als 50.000 Dauerkarten für die neue Saison verkauft – so viel wie noch nie zuvor. Ich freue mich darüber. Wenn aber offenbar große Teile der Bevölkerung imstande sind, sich Dauerkarten für die Bundesliga zu leisten, sind da ein paar Cent für einige Lebensmittel zuviel verlangt?

Heute erhielt ich von unserem Öko-Landwirt – einem Demeter-Hof – ein Schreiben mit dem Inhalt, dass wir für Biomilchprodukte immer schon einen fairen Preis bezahlt und dadurch keine Preiserhöhung zu erwarten haben. Der Preisunterschied zwischen konventionellen und ökologischen Produkten wird immer geringer. Zudem weisen Biomilch- und Käse aufgrund naturgemäßer Fütterung mehr an hochwertigen Omega-3-Fettsäuren auf, und auch das Verhältnis erwünschter ungesättigter zu gesättigten Fettsäuren ist günstiger.

Übrigens: Im Milchpreis enthalten ist auch die Zwangsabgabe der Produzenten an die Centrale Marketing-Agentur (CMA), die davon teure TV-Werbespots für den angeblichen „Superenergydrink Milch“ zur Fußballsendezeit kauft. Die Propaganda ändert aber nichts daran, dass aus gesundheitlichen Gründen ein hoher Verzehr an Milch und Milchprodukten nicht ratsam ist, wie wir schon oft berichtet haben. Man kann gut und gerne weniger aus dieser Lebensmittelgruppe kaufen. Eine Konsequenz aus der Preisdiskussion könnte lauten: Weniger ist mehr – weniger Milchprodukte, dafür in Bio-Qualität kaufen. Und nicht immer nur nach „billig, billig“ schreien.

Bei allem Klagen über steigende Lebensmittelpreise sollten wir nämlich nicht vergessen: die Lebensmittelpreise im allgemeinen und die Preise für Milchprodukte im besonderen liegen nirgendwo in Europa so niedrig wie in Deutschland. Der Kostenanteil, den die Bevölkerung für Lebensmittel ausgeben muss, ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Der Butterpreis war Anfang der 70er Jahre höher als heute. Ich kann mich noch an die Kindheit erinnern: ein halbes Pfund Butter kostete DM 2,29–2,40! Und die D-Mark war damals noch etwas mehr wert als zuletzt.

Die Nachfrage nach klassischen Produkten wie normaler Milch, Quark oder Joghurt hat in den letzten Jahren eher stagniert. Sprunghaft gestiegen ist dagegen der Absatz teurer „Functional-food-Produkte“ wie Joghurts oder Milchdrinks mit speziellen Bakterienkulturen, obgleich deren Wirksamkeit zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden kann.

Wenn wir im Lebensmittelbereich Geld einsparen wollen, sollten wir vor allem Fertignahrungsmittel meiden und statt dessen Frischkost, möglichst aus biologischem Anbau – und idealerweise aus der eigenen Region – bevorzugen.

Mit den besten Grüßen