Omega-3-reich statt fettarm

Liebe Leserin, lieber Leser,

drei Fettarten nimmt der Mensch über die Nahrung zu sich: Phospholipide benötigen wir für das Nervensystem, Cholesterole (im deutschsprachigen Raum als „Cholesterin“ bezeichnet) sind notwendig für den Zellaufbau, die Hormonherstellung, das Immunsystem und die Herstellung von Gallensäuren. Schließlich gibt es noch die als Neutralfette bezeichneten Triglyzeride, die rund 90 Prozent der aufgenommenen Nahrungsfette ausmachen. Sie bestehen aus einem Glyzerinmolekül verknüpft mit drei Fettsäuren.

Diese Fettsäuren gliedern sich in die gesättigten, einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Zu letzteren gehören die Omega-3-Fettsäuren, die in den vergangenen Jahren so sehr in den Mittelpunkt der Betrachtung rückten. Eine italienische Studie bestätigte vor einigen Jahren: Omega-3 reduziert die Herzinfarkthäufigkeit in ähnlicher Weise wie Aspirin, Betablocker, ACE-Hemmer und Statine. In Bezug auf die Gesamtsterblichkeit erzielten Omega-3-Fettsäuren sogar die besten Ergebnisse, während ASS und Statine keine messbare Wirkung zeigten. Reichlich Omega-3 zu sich zu nehmen wird daher seit einigen Jahren allerorten empfohlen. Studien weisen gute Effekte sogar bei Krebspatienten nach, etwa gegen das „Fatigue“, einen Zustand schwerer Erschöpfung, wie er häufig im Rahmen der Krebserkrankung auftritt.

Vor 100 Jahren, als es noch nicht die Massentierhaltung gab, enthielten auch Fleisch und Milch erstaunliche Anteile an Omega-3. Bei artgerechter Tierhaltung ist dies heute noch so. Durch die Massentierhaltung hat sich die Fettrelation zugunsten der gesättigten Fette verschoben. Heute werden als Omega-3-Fettquellen Fisch und bestimmte pflanzliche Öle empfohlen, vor allem Leinöl (daneben auch Hanf- und Rapsöl). Weniger bekannt ist, dass auch Nüsse (vor allem Walnüsse) und Soja Omega-3 enthalten, sogar Rucola, Spinat, Wirsing, Kohl, Linsen weisen geringe Mengen auf.

Es kommt immer auf die Gesamtzusammensetzung der Ernährung an. Wer bevorzugt derartige Nahrungsmittel konsumiert und auf Fleisch- und Milchprodukte aus nicht artgerechter Tierhaltung verzichtet, verbessert zum einen die Omega-3-Zufuhr, zum andern vermindert er auch die Zufuhr gesättigter und anderer ungünstiger Fettsäuren, die entzündungstreibend wirken, wie der Arachidonsäure, einer Omega-6-Fettsäure. Eine solche für jedermann praktikable Ernährung ist nicht nur gut bei Herz-Kreislauf-Krankheiten, sondern auch bei Rheuma und Allergien – bei praktisch allen entzündlichen Erkrankungen und bei Schmerzen. Sogar bei depressiven Verstimmungen sind Verbesserungen nach einer entsprechenden Ernährungsumstellung festgestellt worden.

Fettarme Ernährung, wie immer noch von einigen Ernährungswissenschaftlern empfohlen, da angeblich die hohe Kalorienzahl der Fette zu Gewichtszunahme führe, ist nicht mehr das Gebot der Stunde. Fett ist wesentlicher Bestandteil einer gesunden Ernährung. Es kommt auf die richtigen Fette und auf die richtige Fettrelation an. Neben dem erwähnten Verzicht auf Tierprodukte aus Massentierhaltung kann eine Orientierung an der viel zitierten mediterranen Kost oder der „Japan-Diät“ helfen. Auch sie bevorzugt eine Omega-3-reiche Kost mit viel Fisch und Meeresfrüchten, hat darüber hinaus noch einen gewissen Trennkostcharakter, was sich vor allem auch bei Übergewichtigen bewährt.

Im vorliegenden Heft wird das Thema Omega-3 unter einem neuen Aspekt behandelt. Eine anregende Lektüre wünscht mit besten Grüßen

Ihr Dr. med. Rainer Matejka

Archivfoto: Matejka