Schmerzen? Weg vom mechanistischen Denken!

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein inzwischen berenteter Patient berichtete mir seine Schmerzgeschichte. Im Alter von 60 Jahren seien bei ihm hartnäckige Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule aufgetreten. Mit „bildgebenden Verfahren“ war die Diagnose einer „Spinalkanalstenose“ (Verengung des Wirbelkanals) festgestellt worden. Sie wurde operativ angegangen, ohne dass sich etwas geändert hätte. (Siehe Editorial „Befund oder Befinden“ in Naturarzt 10/2014.) Im Rahmen einer zweiten Operation eineinhalb Jahre später wurde eine Versteifung an Rückenwirbeln durchgeführt – eine Spondylodese. Der Einsatz dieses Verfahrens in Deutschland hat in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen. Auch diese Behandlung erbrachte keine Besserung.

Und weiter ging’s nach dieser Logik: Hinzugekommene Schulterschmerzen rechts seien durch „Verkalkungen“ und Einengungen einiger Sehnen bedingt. Auch hier erfolgte vorschnell eine Operation – mit anschließenden wochenlangen Schmerzen, der Einnahme von Ibuprofen und Diclofenac in Kombination mit intensiver krankengymnastischer Behandlung. Nach einem halben Jahr war die Situation „etwas besser“. Aber wäre dies nicht allein durch Krankengymnastik – oder durch Abwarten – möglich gewesen?

Die hartnäckigen Rückenschmerzen wollten und wollten nicht besser werden. Deswegen wurde der Patient auf eine „Schmerztherapie“ eingestellt: stark wirksame Schmerzmittel plus Antidepressiva. Das Ergebnis: Die Schmerzen waren nur etwas gedämpft bei erheblichen Nebenwirkungen und deutlicher Gewichtszunahme in Folge der Antidepressiva.

Einige Zeit später erhielt ich den Arztbrief eines Neurochirurgen. Demnach hatte sich der Patient dort vorgestellt. Es wurden Infiltrationsbehandlungen, also Injektionsbehandlungen mit Schmerzmitteln und Kortison an Nervenaustrittswurzeln vorgeschlagen. Der Patient rief einige Tage später an, ob er dies durchführen lassen solle. Ich riet ihm, er solle vor allem eins tun: das mechanistische Denken im Zusammenhang mit Schmerzen zu beenden! Die Vorstellung, dass irgendwo irgendetwas auf einen Nerv drückt und dadurch Schmerz ausgelöst werde, beschreibt die Wirklichkeit sicherlich nur zu einem Teil.

Ich riet dem Patienten, erst einmal andere Strategien einzuleiten. Dabei denke ich an eine Anregung des Energieflusses. Im Sinne der traditionellen chinesischen Medizin kann Schmerz ein „Leere“- oder „Füllesymptom“ sein. Dies können wir erkennen und behandeln durch Akupunktmassage nach Penzel, aber auch Akupunkturbehandlungen.

Wichtig sind auch die Ernährungsumstellung und ausleitende Verfahren: weg von der Hausmannskost mit zu viel entzündungstreibender Arachidonsäure und glutenhaltigem Getreide, hin zu einer basenüberschüssigen Kost mit viel Omega-3-Fetten, gegebenenfalls auch Heilfasten. Hilfreich sind mitunter auch Basenbäder sowie Basenpulver.

Auch wenn diese Maßnahmen nicht alle Probleme beheben: Sie helfen fast immer, die Schmerzen spürbar zu lindern – und dies ohne Nebenwirkungen. Obendrein beugt ein solches Konzept vielen Krankheiten vor. Dagegen lehrt der beschriebene Fall: Monokausales Vorgehen – ich habe eine (vermeintliche) Ursache und räume diese operativ aus dem Weg –, führt vor allem bei Schmerzen oft nicht zum Ziel, sondern zur Chronifizierung des Krankheitsbildes und zu fachärztlichen Odysseen.

Mit besten Grüßen

Ihr Dr. med. Rainer Matejka