Tonnenballett und Deutscher Fußball

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Diät macht dick“, lautet ein durchaus zutreffender Buchtitel, der die Untauglichkeit sämtlicher, oft mit beträchtlichem Werbeaufwand angepriesenen „Wunderdiäten“ beschreibt. Nach erfolglosem Durchprobieren diverser derartiger Diäten geben viele Übergewichtige entnervt auf. Erlebten Sie doch stets, daß nach anfänglich rascher Gewichtsabnahme kein dauerhafter Effekt eintritt. Im Gegenteil: Oft kommt es zu einem Jojo-Effekt, der das Körpergewicht nach einigen Monaten auf neue Rekordhöhen schnellen läßt. „Sich akzeptieren wie man ist“, lautet ein Rat der Psychologie, der bei massivem Übergewicht sicher nicht befriedigen kann.
Zunehmend setzt sich daher die Erkenntnis durch: Nicht „Crash-Diäten“ mit speziellen „Drinks“ und Nahrungsergänzungsmitteln bringen die Lösung, sondern nur eine langfristige Umstellung der Ernährungsweise. Diese Ernährungsform sollte ausreichend Rohkost enthalten, um den Stoffwechsel zu entlasten und ein rascheres Sättigungsgefühl bei geringer Kalorienaufnahme zu ermöglichen. Des weiteren sollten vor allem tierische Fette und Zucker weitgehend aus dem Speiseplan verbannt werden. Parallel bietet sich eine Steigerung des Kalorienverbrauchs durch sportliche Betätigung an.
Doch es gibt extremes Übergewicht, fachsprachlich bekannt als „Adipositas per magna“, das jeglicher Anstrengung trotzt. Auch für diese Übergewichtigen gibt es jedoch Hoffnung: In München soll es Anfang der 90er Jahre ein „Tonnenballett“ gegeben haben. Es bestand aus mehreren stark übergewichtigen Damen, die nach diversen Abnehmversuchen schließlich ihr Übergewicht akzeptierten und das Beste daraus machen wollten. Dieses Tonnenballett veranstaltete umjubelte Aufführungen in Lokalen und Cabarets.
Nach wenigen Jahren gab es das Ballett nicht mehr. Der Grund: Alle Damen hatten abgenommen und waren „rank und schlank“ geworden. Kommentar eines Psychotherapeuten: Wirklich abnehmen kann man am besten, wenn man es nicht mehr (erzwingen) will. Ich möchte hinzufügen: Auch hartnäckige Verstopfung wird man erst los, wenn man den Stuhlgang nicht mehr mit Gewalt erzwingen will.

Seit wenigen Wochen ist eine neue Gesundheitsministerin im Amt. In einer Presseerklärung sagt sie: „Für mich ist das Wohl der Patientinnen und Patienten der Maßstab, an dem ich meine Entscheidungen ausrichten werde.“ Was denn sonst, könnte man fragen?
Auch andere Äußerungen, sie wolle mit „allen Beteiligten“ reden, lassen einmal mehr das Schlimmste befürchten: keine wirkliche Ahnung von der Materie. Deshalb muß alles so weitergehen wie bisher. Finanzielle „Verschiebebahnhöfe“ mit dem Ziel, unbedingt
kostenintensive Strukturen der gesetzlichen Krankenversicherung zu erhalten und Versicherte zu bevormunden, dominieren auch zukünftig das Gesundheitswesen. Offenbar nicht ein Hauch von Erkenntnis, daß dieses System in seinen Organisationsstrukturen morsch und in seinen medizinisch-inhaltlichen Angeboten ergänzungswürdig ist.
Redete man uns ständig ein, Deutschland habe des beste Gesundheitswesen weltweit, zeigte eine Untersuchung der OECD, daß bezogen auf Mitteleinsatz und Resultat, das Deutsche Gesundheitswesen weltweit gerademal auf Platz 25 rangiert – unter anderem hinter Ländern wie Singapur, Oman, Kolumbien und San Marino. Ähnliche Verhältnisse wie bei der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft also!