Umwelt und Gesundheit: Plazebos statt wirksamer Therapien

Liebe Leserin, lieber Leser,

über die Unfähigkeit von Politikern, sich auf wirksame Vereinbarungen zu einigen, lässt sich nach fast jedem Gipfeltreffen leicht lästern, nicht selten zu Recht. Allerdings fällt mir bei den Themen Umwelt und Gesundheit auf, wie schnell die Öffentlichkeit allerlei Forderungen an Regierungen und Industrie stellt, selbst aber ganz einfache Gesetzmäßigkeiten und wirksame Therapien missachtet, wenn diese zu Einschränkungen vermeintlicher Persönlichkeits­rechte führen könnten.

Beispiel 1: In Großbritannien wurde schon ein Jahr nach Einführung des von der EU erwirkten Rauchverbotes in öffentlichen Gebäuden und Lokalen ein Rückgang typischer nikotinbedingter Erkrankungen im zweistelligen Prozentbereich festgestellt. In Deutschland versucht man dennoch das Rauchverbot an allen Ecken und Enden aufzuweichen und ergötzt sich stattdessen an der Einrichtung sogenannter Feinstaubzonen, deren Wirksamkeit für Gesundheit und Umwelt nachgewiesenermaßen gleich null ist. Politiker fordern in Tageszeitungen das Recht auf eine ungesunde Lebensweise statt eines „bevormundenden Gesundheitswahns“. Schon gut, könnte man sagen, aber dann sollen die Betreffenden zukünftig im Falle einer Krankheit auch weniger laut nach der Solidargemeinschaft rufen – oder mehr zahlen.

Beispiel 2: Schaut man die Autoindus­trie an, werden zwar immer neue technische Raffinessen zur Treibstoffein­sparung angeboten, gleichzeitig die Fahrzeuge immer schwerer, so dass der  tatsächliche Effekt oft nur gering ist. Lediglich Oberklassefahrzeuge wie Ferrari, Porsche, Bentley und Rolls Royce brauchen einer Studie zufolge heute deutlich weniger Benzin als vor 20 Jahren. Ein Treppenwitz. Ich bin persönlich kein Anhänger des automobilen Dahinschleichens, aber würde man auf Autobahnen ein Tempolimit von 130 einführen, sparte dies gegenüber einem Tempo von 160 km/Stunde rund 25 Prozent des Treibstoffs – ohne technische Hilfsmittel. Außer in Deutschland gibt es unbegrenztes Rasen nur noch in Australiens „Northern Territory“, einer Region mit 1,5 Einwohnern pro Quadratkilometer …

Beispiel 3: Das die Gemüter erhitzende Glühbirnenverbot ist ein weiteres Beispiel für Aktionismus auf Nebenkriegsschauplätzen. Der Energieverbrauch für Lichtquellen ist verglichen mit Haushaltsgeräten wie E-Herd, ­Wäsche­trockner, Plasmafernseher und diverser Stand-by-Schaltungen gering. Aber wozu effektive Maßnahmen ergreifen, könnte man ironisch fragen, wenn sich mit der Abschaffung der Glühbirne so erfolgreich Symbolpolitik betreiben lässt?

Die Liste der Beispiele einer wenig glaubwürdigen  Haltung in Umwelt- und Gesundheitsfragen ließe sich beliebig ausweiten. Fest steht, wir sollten nicht immer nur nach Maßnahmen durch andere rufen, sondern überlegen, was wir selbst tun könnten. Bei näherer Betrachtung zeigt sich nämlich: Das bewirkt viel mehr, als wir glauben, es schränkt uns weniger ein, als wir denken, kostet mitunter wenig, spart zudem – und nützt der Umwelt allemal.

Mit besten Grüßen