Vom Wandel im rechten Maß

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Panta rhei – alles fließt“ ist ein beliebtes Zitat auf zahlreichen Veranstaltungen, die sich im weitesten Sinn um das Thema „Bewusstsein“ drehen. Ich will kein Spielverderber sein, aber bei diesem geflügelten Wort denke ich unwillkürlich an das deutsche Steuerrecht und das Gesundheitswesen. Alles fließt? Im Gegenteil: Sklerose und ambossartige Unflexibilität scheinen verschiedene Bereiche unseres Alltags zu bestimmen. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, wenigstens ein paar Konstanten in einer ansonsten immer hektischeren Welt zu haben. 

Neulich sah ich in einer Gemäldegalerie das Werk eines italienischen Meisters, der die Armut des Lebens im 16. Jahrhundert darstellte: schwerste körperliche Arbeit, Gewalt, Betrug, mangelnde Hygiene, keine Kanalisation. Kurzum: Müssten heutige Zeitgenossen unter den Bedingungen der damaligen Zeit leben – sie würden schreiend davonlaufen. Gleichwohl verlief das Leben damals in langen Perioden mit gleichförmigem Taktmaß.
Ganz anders heute: Nichts scheint mehr von Dauer, nicht einmal ein paar Jahre. Kaum scheint eine Krise bewältigt, ist schon die nächste in aller Munde …

Und trotzdem geht es den Menschen in unseren Breiten unvergleichlich gut. So gut, dass Stress und Hektik nicht mehr nur am Arbeitsplatz oder aus Gründen des „Überlebens“, sondern zunehmend auch aus dem Gefühl heraus entstehen, etwas verpassen zu können. Das Unterhaltungs- und Konsumangebot ist überwältigend, so dass man oft Mühe hat, ein paar Momente der Ruhe zu erlangen.

Stress im Allgemeinen und Stress der Veränderung gelten als durchaus positiv, wenn sie als Herausforderung in einem entsprechenden Umfeld verstanden werden. Negativer Stress hingegen macht krank. Abrupte Veränderung – vor allem, wenn ganz plötzlich eintretend – kann derartigen negativen Stress verursachen.

Mitunter erscheinen Veränderungen nur um der Änderung willen besonders fragwürdig. Man betrachte beispielsweise ein Unternehmen, das sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld bewegt. „Umstrukturierung“ heißt heute oft ein Zauberwort. Es bedeutet in der Praxis mit­unter, dass alles auf den Kopf gestellt wird. Am Ende steht meist nicht mehr Zufriedenheit, sondern mehr Belastung. Diese schafft neue Unzufriedenheit – und dann folgt die nächste Umstrukturierung.

Es gilt also, das rechte Maß zu finden – zwischen Verkrustung und permanenter Umstrukturierung. Haben wir beim ­Naturarzt dieses Maß gefunden? Die Zeitschrift präsentiert sich ab dieser Ausgabe in einem moderneren Erscheinungsbild. Aber sie ist noch auf Anhieb erkennbar. Und die Reform geht nicht auf ­Kos­ten von Text. Wir hoffen, ­diese sanfte Erneuerung (Fachleute sprechen neudeutsch von „soft innovation“) wirkt auch auf Sie ansprechend. Vielleicht haben Sie sie noch gar nicht bemerkt? Wie auch immer, wir werden uns be­mühen, Ihnen auch in Zukunft wertvolle Informationen für die Gesundheit verständlich darzubieten. Das Besondere am Naturarzt ist ja, dass er sowohl für interessierte Laien als auch für Therapeuten Nutzen bieten soll. 

Mit besten Grüßen