„Was kann ich denn überhaupt noch essen?“

Liebe Leserin, lieber Leser,

ehedem hatten wir es einfach: Im Unterschied zur deftigen Hausmannskost bzw. Krankenhauskost – „Hackbraten mit Salzkartoffeln, zum Dessert: Wackelpudding“ – wurde Vollwertkost empfohlen. Sie ist nach wie vor eine hervorragende Ernährungsform für Menschen mit robustem Ver-dauungstrakt. Immer mehr kommen damit jedoch nicht zurecht. Viel Getreide kann zu Blähbauch führen. Glutenüberempfindlichkeiten (oft in verdeckter Form) nehmen deutlich zu, so dass das herkömmliche Brotgetreide reduziert und mehr auf glutenfreie Getreidesorten wie etwa Buchweizen, Amaranth, Hirse, Reis oder Quinoa zurückgegriffen werden sollte.

Die Empfehlung, viel Obst zu essen – „5 x am Tag Obst und Gemüse“ – ist für nicht wenige heute ebenfalls problematisch: Obstsäuren begüns­tigen Gärung, verschlechtern nicht selten Hautbefunde und verstärken vereinzelt sogar rheumatische Beschwerden. Der Fruchtzucker kann zu diversen Unverträglichkeiten führen. Das ist aber nicht primär „Schuld“ des Obstes, sondern hängt mit der massenhaften Fruktosezugabe bei Fertig­nahrungsmitteln zusammen.

Gemüse wenigstens? Ja selbstverständlich und sogar in gro­ßen Mengen – wenn’s nicht gerade bei „Galleempfindlichen“ Probleme mit Hülsenfrüchten, Kohl und Wirsing gibt.

„Was kann ich denn überhaupt noch essen?“ fragt der „Normalbürger“ fast reflektorisch, wenn man empfiehlt, weniger Wurst und Käse zu essen. Kritisch betrachtet lässt sich an jeder Ernährungsform herummäkeln. Die Atkinsdiät beispielsweise – von einigen als Königsweg zur Gewichtsabnahme empfohlen – dis­qualifiziert sich wegen ihrer Fett-Eiweiß-Mast. Rohkost dagegen entgiftet hervor­ragend, als Dauernahrung wird sie jedoch von den wenigsten vertragen und führt langfristig oft zu Mangelzuständen (mit Defiziten insbesondere bei der Vitamin-B-Reihe und beim ­Eisen).

Aber wenigstens die „medi­terrane Kost“ können wir uneingeschränkt empfehlen, oder etwa nicht? Sie ist schmackhaft, verwendet bevorzugt Frischware und hochwertige Fette. Nur darf man nicht his­taminintolerant sein. Dann sieht es schwierig aus mit Fisch, Käse und dem Glas Rotwein. Auch beim Gicht­patienten kann es Probleme mit den Meeresfrüchten (und dem Wein) geben. Bleibt nur noch – wie es einmal ein Wissenschaftler ironisch formulierte – „während eines Dauerlaufes einen mit Fischöl angereicherten Bananen-Kartoffel-Brei“ einzunehmen? Sicher nicht!

Lassen Sie sich auf der Suche nach der richtigen Ernährung nicht durch diverse (Allergie)­tests verrückt machen. Sie ge­ben Hinweise, sollten aber praktisch überprüft ­werden. Nicht jedes Testergebnis hat Relevanz, sondern führt manchmal nur zur unnötigen Ängstigung Betroffener bis zum Extremfall: „Ich bin gegen alles allergisch“.

Es bleibt trotz allem bei der Empfehlung, eine möglichst naturbelassene Nahrung zu bevorzugen. Diese Kost muss aber „individualisiert“ werden: nach Bekömmlichkeit und Konstitution unter Berücksichtigung eventuell vorhandener Krankheiten. Es kommt nicht nur auf Inhaltsstoffe, sondern auch auf Tageszeit und Kombination der Nahrungsmittel an. Dies herauszufinden geht nicht mit technischen Apparaten. Notwendig sind auch Intui­tion – und das Ausprobieren.

Mit besten Grüßen