"Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld...?"

Wer soll das bezahlen

Liebe Leserin, lieber Leser,

Die ersten Monate seit der Pseudoreform im Gesundheitswesen sind vergangen. Sie werden sich sicherlich fragen, warum die Beiträge der meisten Krankenkassen nicht nennenswert gesenkt wurden und wo eigentlich die unvorstellbaren Summen im Gesundheitswesen – jedes Jahr eine dreistellige Milliardensumme – verbraten werden. Das kann ich Ihnen sagen! Das heißt, eigentlich bräuchte ich dafür das ganze Heft. Hier nur drei Beispiele:

1. Medikamente: In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche medikamentöse Neuentwicklungen eingeführt, besonders für die Behandlung von Bluthochdruck, Asthma und entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Die Neuentwicklungen kosten oft ein Vielfaches der zuvor eingesetzten Präparate, obgleich ein zusätzlicher medizinischer Nutzen fraglich ist. Die Kosten für moderne Antirheumatika können schon bei einem einzigen Patienten in die Tausende gehen – pro Monat.

2. Die teilweise hemmungslose Leistungsausweitung im ärztlichen Bereich, aber auch die hemmungslose Nachfrage durch einen Teil der Patienten – so lange es weitgehend kostenlos ist. Wurde früher die Diagnose einer Kniegelenksarthrose durch eine sorgfältige körperliche Untersuchung gestellt, geht es heute nicht ohne Kernspintomographie. Selbstverständlich nachdem vorher geröntgt und diverse andere Untersuchungen eingeleitet wurden. Oft fordern sogar die Patienten, in die „Röhre“ zu kommen. Nur in Deutschland kann sich – wie es neulich in einer Illustrierten stand – jeder gesetzlich Versicherte einen „Hofstaat“ von einem halben Dutzend Fachärzten auf Chipkarte leisten, die einmal im Quartal diagnostisch und therapeutisch ausreizen, was das Budget hergibt. In Holland sorgt ein starker Hausarzt wie ein Türwart dafür, daß wirklich nur schwere Fälle in die fachärztliche Behandlung weitergeleitet werden. Die Mehrzahl versorgt er selbst. In Norwegen und Schweden ist es ähnlich, von England ganz zu schweigen. Trotzdem sind die Behandlungserfolge etwa bei Darm- und Brustkrebs in Holland und Schweden deutlich besser als bei uns.

3. Das System der gesetzlichen Krankenkassen: Es soll Wahlfreiheit suggerieren, die in Wirklichkeit nicht besteht. Anstatt wirkliche Konkurrenz unter den Krankenkassen zuzulassen, müssen diese zu 95 Prozent ein identisches Leistungsspektrum anbieten – weil der Gesetzgeber es so will. Über die restlichen fünf Prozent versuchen sich die Kassen mit aufwendigen Marketingstrategien zu profilieren. Hinzu kommen gut gemeinte, aber so nicht durchführbare Spezialprogramme, z. B. Disease-Management-Programme (DMP). Sie sollen Patienten mit bestimmten Diagnosen, z. B. Diabetes und Herzinsuffizienz, einer noch intensiveren ärztlichen Kontrolle zuführen. Dafür, daß sich Patienten in ein solches DMP-Programm einschreiben, bekommen die Kassen erhebliche Guthaben aus der Umverteilung unter den Kassen (sog. Risikostrukturausgleich). Doch die Programme werden wegen umständlicher Bürokratie von Ärzten und Patienten weitgehend boykottiert und wohl nie wie ursprünglich geplant durchgeführt werden können.

Fazit: Alle Beteiligten sind an der Krise schuld: Pharmaindustrie, Ärzte, Krankenkassen, Krankenhäuser, Patienten. In dieser Naturarzt-Ausgabe möchten wir Ihnen wieder einige konkrete Tips geben, wie Sie trotz immer höherer Zuzahlungen im Gesundheitswesen, steigenden Beiträgen und schlechteren Leistungen dennoch etwas sparen können.

Mit besten Grüßen