Wie die Pfunde besser purzeln

Liebe Leserin, lieber Leser,

abnehmen ist oft ein reichlich kompliziertes Unterfangen. Was beim Manager noch gelingen mag, wird bei der übergewichtigen Frau in den Wechseljahren häufig extrem schwierig. Neulich las ich die Empfehlung eines Ernährungsexperten: „Wer übergewichtig ist, solle sich fettarm ernähren.“ Ich kam mir vor wie in den 1970er Jahren. Mögen Theoretiker noch so oft behaupten, Fett – egal welches – habe die höchste Kalorienzahl und mache am ehesten dick, möchte ich gegenfragen: Glaubt jemand, dass man durch reichlichen Konsum von hochwertigen pflanzlichen Ölen wie Rapsöl oder Leinöl dick wird?

Betrachten wir einmal die Geschichte des Übergewichts. Auch vor 2000 Jahren gab es bei Wohlhabenden Übergewicht. Zu einem Massenphänomen wurde es hingegen erst seit einigen Jahrzehnten. Ausgangspunkt war die Entwicklung von stark verarbeiteten Lebensmitteln. Seit den 1930er Jahren wurden zunächst in den USA insbesondere Getreideprodukte stark verarbeitet und Süßungs- und Konservierungsmittel aller Art hergestellt. Deren Beimengung in die unterschiedlichsten Speisen stellte den Startschuss zahlreicher Zivilisationskrankheiten dar, die heute nahezu die gesamte Welt erfassen.

Haushaltszucker steht dabei nicht einmal an erster Stelle, möglicherweise ist Fruchtzucker noch schlimmer. „High-fructose-corn-syrup“ (HFCS) heißt ein Fruchtzuckerkonzentrat, welches in den USA viele Jahre unterschiedlichsten Lebensmitteln beigegeben wurde – vom Brot über Cornflakes bis hin zur Wurst. Dadurch stieg der Fruchtzuckerkonsum in 30 Jahren um das 100-fache. Er fördert den Fettaufbau. Mittlerweile hat man dies erkannt und findet in amerikanischen Supermärkten zunehmend Produkte mit der Aufschrift „HFCS free“. Auch in Deutschland erkennt man allmählich, dass isolierte Kohlenhydrate ein Hauptdickmacher sind. Vor allem abends sind sie offensichtlich ungünstig, weil die abendliche Aktivierung der Insulinfreisetzung zu Fettaufbau führt. Dementsprechend dominieren heute verschiedene Trennkostkonzepte die Bücherregale. Der Ansatz ist plausibel.

Nur teilweise erforscht ist bislang der Einfluss des Hormonsystems. Bestimmte Fettablagerungen, etwa im Bauchbereich, scheinen eine eigene hormonelle Steuerung zu haben. Das führt oft dazu, dass Menschen dort abnehmen, wo sie es eigentlich nicht wollen (z. B. im Gesicht), andererseits der dicke Bauch bestehen bleibt. Bedenkenswert erscheint mir das Konzept der amerikanischen „Zone Diet“, des Arztes Barry Sears, der neben einer modifizierten Trennkost die Hochdosisgabe von Omega-3-Fetten empfiehlt, die am ehesten imstande seien, der hormonellen Fehlsteuerung zu Leibe zu rücken.

Trotzdem können wir sagen: Die Kombination der beschriebenen Ernährungserkenntnisse mit Bewegung und Entlastung des Stoffwechsels – in der Naturheilkunde sprechen wir von Entschlackung und Entsäuerung – bildet die Basis. Zudem sollte der abnehmwillige Patient in kleinen Schritten voranschreiten. Besser nur ein Pfund pro Monat abnehmen und dies kontinuierlich über längere Zeit durchhalten, als per Crash-Diät in kurzer Zeit viele Kilos zu verlieren, die dann im Zuge eines Jojo-Effektes schnell wieder zugenommen werden. Gewichtsabnahme ist also möglich. Aber es ist keineswegs so einfach, wie es die unzähligen Ratgeber weismachen wollen.