Codex Alimentarius: Wer bestimmt über unsere Lebensmittel?

Der Handel mit Lebensmitteln wird immer globaler. Deshalb sollten die Sicherheit und der Verkehr von Lebensmitteln am Besten auch weltweit geregelt werden. Schon seit 1963 existiert ein entsprechendes Regelwerk, der Codex Alimentarius. Kritiker behaupten allerdings, dass er längst nicht mehr dem Schutz der Verbraucher diene.

Der Codex Alimentarius (CA) ist eine Sammlung von Normen, die die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Welternährungsorganisation FAO erstmals 1963 gemeinsam herausgegeben haben. Seither sind dem Vertragswerk rund 160 Staaten beigetreten. Im Grunde klingt das, was der CA regelt, sinnvoll: Grenzwerte für Giftstoffe, Rückstände aus der Landwirtschaft, Nahrungsmittelhygiene, Lebensmittelkennzeichnung usw. Ein typisches Problem solcher transnationalen Regelungen: Wenn viele mitbestimmen, wird die Norm am Ende nur den kleinsten gemeinsamen Nenner erfassen.

Vor allem der mögliche Einfluss der Industrie macht Kritikern Sorgen: Grundsätzlich sind Industrielobbys durch das dahinter stehende Kapital wesentlich eher in der Lage, durch Stellungnahmen Einfluss zu nehmen, als etwa die personell und finanziell eher schlecht ausgestatteten Verbraucherorganisationen. Allerdings ist der Abstimmungsprozess insgesamt so komplex, und durch die Beteiligung aller Vertragsstaaten sind die Interessenlagen so vielfältig und zum Teil gegensätzlich, dass der erfolgreiche Missbrauch des Codex durch einzelne Hersteller, Konzerne, Verbände oder auch Staaten eher unwahrscheinlich ist.

Dennoch ranken sich um den Codex Alimentarius wilde Verschwörungstheorien und Weltuntergangsszenarien. Wer sich im Internet zum Thema informieren möchte, wird überwiegend auf solche Fundamentalkritik stoßen. Da ist die Rede vom Imperialismus bzw. der Weltherrschaft, mal der Lebensmittelindustrie oder der Pharmaindustrie, mal der USA. Es wird vor geplantem „Massenmord“, „Genozid“, „gezielter Bevölkerungsreduktion“ usw. gewarnt.

Wer steckt hinter diesen Untergangsszenarien? Lange Zeit waren es vor allem Anbieter von angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, die berechtigte Sorge haben, dass der CA den Verkehr ihrer Produkte einschränkt. In der Fundamentalkritik am Codex werden daher meist bekannte und längst widerlegte Argumente für Nahrungsergänzungsmittel zum Besten gegeben, etwa dass der Gehalt an Vitaminen und Mineralien in unseren Lebensmitteln seit Jahren dramatisch sinke („um bis zu 70%“) und wir daher im Grunde allesamt unterversorgt sind.

Doch weder der Codex Alimentarius noch andere Regelungen können Nahrungsergänzungsmittel oder gesunde Lebensmittel „verbieten“. Was die Anbieter vieler Mittel vielmehr fürchten ist, dass die Grauzone, in der sie operieren, eingeschränkt wird. Für die Masse der Menschen hierzulande gilt: Sie hatte noch nie so viele Möglichkeiten, selbst über gesunde Ernährung zu entscheiden, Lebensmittelsicherheit mit Gestaltungsfreiheit zu verbinden. Wenn sie es nicht tut, so mag dies teilweise durchaus an der Macht der Lebensmittelindustrie, irreführender Werbung und Desinformation liegen (und an einigen anderen Gründen wie mangelhafter Bildung in Ernährungsfragen), nicht jedoch an einer ominösen Codex-Alimentarius-Mafia.

Ausführliche Informationen zum Codex Alimentarius finden Sie in der Zeitschrift „Naturarzt – Ihr Gesundheitsratgeber“ (Ausgabe 7/2010). Im gleichen Heft wird auch detailliert darüber informiert, wann Nahrungsergänzungen wirklich wichtig sein können.