Dyskalkulie: Wenn Kinder auf besonderes Weise rechnen …

Die Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) ist weithin bekannt, dagegen wird ihr mathematisches Gegenstück, die Rechenschwäche (Dyskalkulie), noch häufig verkannt – mit fatalen Folgen für die betroffenen Kinder. Denn einfaches Üben, Pauken, Wiederholen verschlimmert die Problematik eher als zu helfen. Darauf verweist die Zeitschrift „Naturarzt – Ihr Gesundheitsratgeber“ (Ausgabe 11/2010).

Dyskalkulie ist eine Lernstörung im Bereich des Verstehens, Erlernens und Anwendens der Grundrechenarten. Die entscheidende Phase für die Entstehung einer Rechenschwäche ist der Anfangsunterricht in Mathematik: Wenn Kindern zu diesem Zeitpunkt bestimmte Fähigkeiten (Zahlen bis 10 schreiben können) und Grundeinsichten fehlen (dass eine Zahl für eine gewisse Menge stellvertretend steht), besteht ein großes Risiko, dass sie nicht wirklich Kopfrechnen lernen. Gerade die Subtraktion bereitet besondere Schwierigkeiten. Häufig äußern rechenschwache Kinder: „Bloß kein minus… lieber plus!“, wenn Minus-Aufgaben gerechnet werden sollen.

Rechenschwache Kinder machen oftmals die gleichen Fehler wie alle Kinder in allen Altersstufen. Nur – sie machen die Fehler viel öfter und viel länger. Häufiges Üben führt leider nicht zum Erfolg. Aufgaben, die das Kind heute kann, hat es am nächsten Tag schon vergessen, weil die grundlegenden mathematischen Zusammenhänge nicht erkannt wurden.

Eltern (oder Lehrer) stellen oft schon früh fest, dass mit den „Rechenkünsten“ des Kindes etwas nicht in Ordnung ist, z.B. weil das Kind nach der Richtigkeit eines Ergebnisses in einer Weise fragt, die völlige Orientierungslosigkeit verrät. Oder es weiß am nächsten Tag nicht mehr, was es nach dem Üben am Vortag verstanden zu haben schien.

Allerdings reagieren Eltern oft mit vermehrtem Üben, was die Schwierigkeiten deutlich steigert. Man sollte zwar nicht voreilig auf Dyskalkulie schließen. Wichtig ist aber, das Vorliegen einer solchen Lernstörung überhaupt in Betracht zu ziehen, um bei entsprechenden Auffälligkeiten qualifizierte Diagnostik, Beratung und Förderung in Anspruch zu nehmen.

In der Lerntherapie gilt es zunächst, Schritt für Schritt die Grundlagen beim Rechnen bis 10 zu erschließen. Der Zahlenraum bis 10 ist so etwas wie der Schlüssel zur Mathematik. Die Kinder brauchen die Erfahrung, dass sie – trotz diagnostizierter Rechenschwäche – das Rechnen lernen und auch den Anschluss an den Schulstoff wieder erlangen können, damit sich ein neues, stabiles Selbstwertgefühl entwickeln kann. Gelingt dies, ist die Rechenschwäche überwunden.

Ausführliche Informationen zum Thema Rechenschwäche liefert der Autor Hans-Joachim Lukow in der Zeitschrift „Naturarzt – Ihr Gesundheitsratgeber“ (Ausgabe 11/2010).