Fieber: häufig falsch behandelt

Die Naturheilkunde betont schon lange die positiven Seiten von Fieber. Die Schulmedizin folgte dagegen dem naturwissenschaftlichen Ideal, alles zu kontrollieren. Doch mittlerweile hat auch hier ein Umdenken eingesetzt. Zu Recht, denn Fieber ist Teil der Heilreaktion. Der Gesundheits-Ratgeber „Naturarzt“ nimmt dies zum Anlass, für einen naturgemäßen Umgang mit Fieber zu werben.

Im vergangenen Winter haben verschiedene Ärzte-Zeitschriften Alarm geschlagen: „Jedes zweite Kind mit Fieber wird von den Eltern falsch behandelt.“ Kritisiert wird von der Schulmedizin vor allem der unsachgemäße Umgang mit fiebersenkenden Medikamenten:

– Die Arzneien werden häufig überdosiert.

– Viele Eltern kombinieren verschiedene Medikamente, ohne zu wissen, dass
z. B. ASS für Kinder ungeeignet ist und die Kombination von Arzneimitteln die Möglichkeit von Nebenwirkungen erhöht.

– Oft wird schon bei geringfügig erhöhter Temperatur das Zäpfchen gezückt.
Über 38 °C spricht man von Fieber. Die Höhe des Fiebers ist kein Gradmesser für die Schwere der Erkrankung. Und bei Kindern sind Temperaturen auch über 39 °C keine Seltenheit – wenn man sie denn zulässt.
Die erhöhte Temperatur regt viele Stoffwechselprozesse und Abwehrmechanismen an, so erhöht sich z. B. die Aktivität der Fresszellen. Fieber macht aber auch direkt vielen Bakterien und Viren das Leben und die Vermehrung schwer. Beim Fieber handelt es sich also um eine natürliche Reaktion, die eher zur Heilung als zur Krankheit gerechnet werden sollte. Dafür sprechen auch eine Reihe von wissenschaftlichen Erkenntnissen:

– Tierversuche haben gezeigt, dass infizierte Tiere starben, wenn man ihr Fieber medikamentös unterdrückte, während die unbehandelten Artgenossen überlebten.

– Kinder, deren Fieber seltener medikamentös unterdrückt wurde, erkranken seltener an Allergien als Gleichaltrige.

– Besondere Bedeutung hat Fieber für das Auftreten und Verschwinden von Krebs: Zum einen treten Tumoren seltener bei Menschen auf, die in der Vergangenheit zahlreiche fieberhafte Erkrankungen durchliefen.

– Zum andern scheint Fieber selbst bei der Heilung von Krebs bedeutsam: Bei einem Drittel der „Spontanheilungen“ (Heilungen, die nicht dem Einfluss einer speziellen Therapie zugeschrieben werden können) ging der Heilung ein Fieber voraus. Auf diesen Erkenntnissen beruht der gezielte Einsatz von Fieber in der Behandlung von Krebspatienten.
Wenn Fieber so wertvoll sein kann, sollten wir bei seinem natürlichen Auftreten versuchen, naturgemäß damit umzugehen und den Organismus zu unterstützen, statt das Fieber nur wegzudrücken:

1. In der Phase des „Aufheizens“, d. h. wenn der Patient subjektiv friert, weil der vom Körper angestrebte Sollwert noch nicht erreicht wurde, führen wir passiv Wärme zu – durch Zudecken – und fördern die aktive Wärmeproduktion mit wärmenden Tees: Holunder- und Lindenblütentee sind die Klassiker, aber auch Ingwer und Kamille wärmen. Auch ein temperaturansteigendes Fußbad kann unterstützend wirken: Ins warme Wasser wird nach und nach über 10-15 Minuten heißes hinzugegossen.

2. Ist die Sollwert-Temperatur erreicht oder schon überschritten, beginnt die Gegenregulation: Der Körper versucht, Hitze durch Verdunstung abzugeben. Auch dabei kann man ihn unterstützen. Wichtig ist generell, in dieser Phase ausreichend zu trinken. Flüssigkeit hilft manchmal besser als ein Fieberzäpfchen.

3. Wenn das Fieber gesenkt werden soll, kann die Wärmeabgabe des Körpers durch Wadenwickel verbessert werden. Dazu werden die Waden, sofern sie warm sind (!), mit einem feuchten Baumwolltuch umwickelt. Die Wassertemperatur sollte nur leicht unter der des Patienten liegen – also nicht Eiswasser verwenden, da sich sonst die Gefäße eng stellen und die Wärmeabgabe unterbunden wird. Die Wickel wechselt man alle 10-15 Minuten.

4. Fieber im Rahmen akuter Infekte lässt sich sehr gut mit homöopathischen Mitteln behandeln, z. B. mit Aconitum, Belladonna oder Ferrum phosphoricum – je nach Begleitsymptomatik. Dabei geht es sich nicht um eine künstliche Absenkung der Temperatur, sondern darum, den Körper in seinem Bemühen nach Selbstregulation zu unterstützen (und überschießende Reaktionen überflüssig zu machen).

Bei Kindern, die bereits Fieberkrämpfe erlitten haben, muss Fieber medikamentös gesenkt werden. Auch bei schwangeren und herzschwachen Patienten darf die Temperatur nicht zu lange zu hoch sein. Für alle andern gilt: Fieber zulassen und den Organismus bei der Selbstheilung unterstützen.

Ausführliche Informationen und sieben Tipps zum Umgang mit Fieber bietet die Print-Ausgabe 12/2008 des „Naturarzt“.