Moderne Rheumamedikation in der Kritik

Eine rheumatoide Arthritis (RA) muss frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden, sonst führt sie zu erheblichen Gelenkdeformationen. Über das Wie der Behandlung kann aber gestritten werden. Der Gesundheits-Ratgeber „Naturarzt“ kritisiert in seiner November-Ausgabe 2008 den zunehmenden Einsatz teuerster moderner Medikamente und vermutet dahinter nicht nur fachlich-medizinische Gründe.

Neuerdings rückt die Verwendung sog. TNF-Alpha-Blocker immer mehr in den Vordergrund der antirheumatischen Therapie. Sie sollen den entzündungsfördern-den Botenstoff TNF-Alpha blockieren. Da sie mit modernsten biotechnologischen Methoden hergestellt werden, bezeichnet man sie auch als „Biologicals“. Befür-worter behaupten, diese Medikamente würden wesentlich gezielter in die körperei-gene Regulation eingreifen als alle Vorgänger.

Wenn man sich den Preis für diese Mittel anschaut, kann man vermuten, dass es noch andere als nur medizinische Gründe für die wachsende „Beliebtheit“ der TNF-Alpha-Blocker gibt: Während ältere Basistherapeutika wie Chloroquin, Gold oder Methotrexat (MTX) mit Jahrestherapiekosten zwischen 200 und maximal 2000 Euro zu Buche schlagen, kostet die Therapie mit TNF-Alpha-Blockern das 10- bis 20-Fache: 20.000 bis 45.000 Euro pro Jahr und Patient!

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hält den Einsatz von TNF-Blockern für „gerechtfertigt“, wenn „trotz konsequenter Therapie mit konventionellen Ba-sistherapeutika (in der Regel mit zwei Basistherapeutika – eines davon MTX – alleine oder in Kombination) nach 6 Monaten weiterhin eine aktive Erkrankung besteht“. In der ärztlichen Fortbildung wird dagegen seit geraumer Zeit auffallend nachhaltig, um nicht zu sagen penetrant, für die extrem teuren TNF-Alpha-Blocker geworben – und zwar auch für die Ersttherapie!

Dabei gibt es mit diesen Präparaten noch keine Langzeiterfahrung. Bekannt ist, dass sie schwere immununterdrückende Wirkung entfalten, vermutlich auch keim-schädigende Effekte haben können. In den USA sind einige der Produkte wegen des Verdachts auf eine krebsbegünstigende Wirkung vor allem bei Jugendlichen nicht mehr zugelassen. TNF-Blocker können Mitauslöser schwerer Infektionen sein. Fernerhin ist ein Reaktivierung schlummernder Tuberkulosen unter TNF-Blockern beschrieben. Auch Leberfunktionsstörungen und Lymphome wurden vermehrt beobachtet.

Naturheilkundliche Behandlungsmöglichkeiten werden von der offiziellen Rheu-matologie links liegen gelassen. Die praktische Erfahrung zeigt jedoch, dass die Naturheilkunde durchaus Bemerkenswertes bei Rheuma zu bieten hat. Besonders der Ernährung kommt ein wichtiger Stellenwert zu. Seit Jahren ist bekannt, dass das Heilfasten in Kombination mit einer anschließenden streng vegetarischen bzw. veganen Ernährungsweise die Entzündungsaktivität einer RA erheblich bremsen kann.

Fleisch, Wurst und Käse führen dem Körper zusätzliche Arachidonsäure (zu der Menge, die er selbst produziert) zu. Dies führt zur vermehrten Bildung von ent-zündungsfördernden Botenstoffen. Daher wirkt eine vegetarische Ernährung anti-entzündlich. Außerdem begünstigen die zahlreichen Antioxidantien aus Gemüse und Obst den Heilungsprozess. Antientzündlich wirken auch Omega-3-Fette, die besonders in Fisch- und Leinöl enthalten sind.

Eine naturheilkundliche Therapie umfasst als weitere Bausteine u.a. die Gabe von Mikronährstoffen wie Selen und Vitamin C, die Regulation des Säure-Basen-Haushalts und eventuell die Regulation der Verdauung.

In vielen Fällen gelingt es auf natürliche Weise, den Einsatz nebenwirkungsreicher Arzneimittel zu reduzieren. Allerdings sei darauf hingewiesen: Spätestens drei Monate nach Beschwerdebeginn sollte mit einer effektiven Therapie begonnen werden. Anhaltendes „Herumprobieren“ und der Verzicht auf eine stark wirksame Therapie um jeden Preis können zu erheblicher Zerstörung an den Gelenken führen.