Abnehmen mit Eiweißpulvern bzw. –shakes: effektiv und gesund?

Wer besonders bequem abnehmen möchte, greift gerne zu Eiweiß-Diät-Pulvern und rührt sich einen Shake. Diese „Formula-Diäten“ boomen. Mit ihnen will man Mahlzeiten ersetzen und Gewicht reduzieren. Gelingt das und ist es auch gesund?

Wenn alle Mahlzeiten ersetzt und die Mengenangaben eingehalten werden, bzw. die übrigen Mahlzeiten auch kalorienreduziert sind, funktioniert das Abnehmen mit den Eiweiß-Shakes. Oft werden Shakes aber nur einmal am Tag als Ersatz für eine Mahlzeit herangezogen, um das schlechte Gewissen zu besänftigen, weil man etwas über die Stränge geschlagen hat. Ob mit oder ohne Shake: Bleibt die Kalorienbilanz nach wie vor hoch, kann die Gewichtsabnahme nicht funktionieren!

Auch wenn das Ziel einer Gewichtsabnahme mit den Shakes kurzfristig erreicht werden kann, bleibt das Prinzip der „Eiweißmast“ problematisch. Eiweiß ist für unseren Stoffwechsel als Brennstoff nicht vorgesehen, diese Funktion übernehmen normalerweise Kohlenhydrate und Fette. Doch was passiert, wenn durch eiweißreiche Diäten und/oder Eiweiß-Shakes die Kohlenhydrate und Fette fehlen und Eiweiß plötzlich im Übermaß vorhanden ist? Durch die hohe Eiweißverbrennung entstehen Säuren, die das Binde- und Fettgewebe der Leber blockieren. Sie ist zwar in der Lage, einen Säureüberschuss aus der eiweißhaltigen Kost für eine bestimmte Zeit abzufangen, zu binden und zwischenzulagern. Aber eine längere Eiweißüberernährung belastet die Leber, diese kann dann ihre wichtigen Funktionen nicht mehr optimal ausführen. Der Säure-Basen-Haushalt gerät aus dem Gleichgewicht.

Ersetzt man alle Mahlzeiten des Tages mit diesen Eiweiß-Pülverchen, so kommt man auf ca. 100 g Eiweiß insgesamt. Damit überschreiten viele die täglich empfohlene Eiweißzufuhr. 0,8 g pro Kilogramm Körpergewicht sind ausreichend für Nichtsportler. Eine 60 kg schwere Person braucht also pro Tag nur 48 g Eiweiß, um ihren Stoffwechsel optimal mit Eiweiß zu versorgen.

Nierenkranken oder Personen mit Nierenschwäche wird dringend von einer eiweißbetonten Diät abgeraten, da die Niere die Hauptlast der Eiweißstoffwechselprodukte (z. B. Harnstoff, Schwefelsäure) auszuscheiden hat. Deshalb ist es erforderlich, viel Wasser zu trinken, damit die Nieren die erhöhte Ausscheidung bewältigen. Man findet diesen Hinweis in der Anleitung der Shakes. Ist die Trinkmenge zu gering, können außerdem Schwindel und Herzrhythmusstörungen auftreten.

Hinzu kommt, dass die Eiweißpulver nichts mit einer vollwertigen Ernährung gemein haben. Die Verarbeitungsstufen dieser Pulver sind vielfältig und energieaufwändig. Es handelt sich somit um komplett künstliche Produkte, welche mit natürlicher Nahrung rein gar nichts mehr zu tun haben (auch wenn die Werbung nicht selten anderes suggeriert!). Aus Sicht der Vollwerternährung ist das natürlich nicht zu empfehlen.

Die Zusatzstoffe, Aromen, Süßstoffe etc. sorgen für einen einheitlichen Geschmack, der den natürlichen mehr und mehr verdrängt. Man gewöhnt sich beispielsweise an „zu süß“ oder „zu vanillig“ und hat im Alltag dann Probleme, sich zu entwöhnen und wieder Geschmack an natürlicher Nahrung zu finden. Das Geschmacksempfinden wird „verdorben“. Und dies ist nicht sehr dienlich, um langfristig auf gesunde Kost umzustellen und das Gewicht zu halten.
Oft fehlt die wichtige Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensstil und den Essgewohnheiten, die zu Gewichtsproblemen führten. Beides lässt sich durch diese sogenannten „Formula-Diäten“ nicht ändern. Da man stets ein Sättigungsgefühl erzielt, wird auch der Geist nicht zu einem Umdenken bewogen. Verantwortung und Erfolg sind nur an das Produkt geknüpft. Nach dieser Phase kehren oft die alten schlechten Gewohnheiten wieder zurück.

Weitere Informationen finden Sie in Naturarzt 7/2014