Kalziummangel beheben – auch wenn er nicht besteht?

Fast jeder, der unter Osteoporose (Knochenschwund) leidet, erhält ein Kalziumpräparat. Viele nehmen es bereits zur Vorbeugung ein. Da ein Kalziummangel bei ausgewogener Ernährung nur sehr selten vorkommt, stellt sich die Frage nach dem Sinn der zusätzlichen Kalziumzufuhr.

Langfristig würde eine unzureichende Kalziumversorgung zu Knochenentkalkung (Osteoporose), Muskelkrämpfen, Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen und Rachitis führen. Allerdings tritt Kalziummangel bei ausgewogener Ernährung nicht auf. Das zusätzlich eingenommene Kalzium (z. B. als Medikament oder durch reichlichen Verzehr von Milchprodukten) baut sich darüber hinaus nur dann in den Knochen ein, wenn die Knochenbildung durch Bewegungsreize angeregt wird. Die Ergänzung von Kalzium bei bewegungsarmen Menschen (die Mehrzahl der Deutschen!) ist also nicht nur sinnlos, sondern kann den Organismus unnötig belasten. Erst die Kombination von Kalzium und Bewegungstherapie ergibt bei Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose einen Sinn!

Zu den Hauptquellen für Kalzium in der Nahrung zählen Milchprodukte, Nüsse, Gemüse, Soja, Vollkornprodukte, kalziumreiche Mineralwässer (über 200 mg/l, schauen Sie auf das Etikett). Bei ausgewogener Ernährung entsteht kein Kalziummangel. In westlichen Gesellschaften wird das meiste Kalzium aus Milch und Milchprodukten aufgenommen. In anderen Teilen der Welt kommt es trotz geringen Milchkonsums eher zu weniger Osteoporose-Fällen. Eine besonders schlechte Kalziumquelle, die aber gerade von Osteoporose-Betroffenen oft in großer Menge und in bester Absicht verzehrt wird, ist der Quark. Er enthält im Vergleich zu anderen Milchprodukten relativ wenig Kalzium, ist aber geradezu eine Eiweißbombe. Bei hoher Zufuhr von Eiweiß wird aber Kalzium aus dem Knochen mobilisiert, um den Säure-Basen-Haushalt zu stabilisieren, und über die Niere ausgeschieden. Dies konnte inzwischen in Studien nachgewiesen werden. Der Verzehr von Quark führt deswegen zu einer größeren Kalziumausscheidung als mit dem Quark zugeführt wird – Quark ist also sogar ein Kalziumräuber! Von den Milchprodukten enthält Käse das günstigste Verhältnis von Kalzium zu Kaloriengehalt – je älter der Käse, desto besser.

Kalzium als wichtigster Mineralstoff für den Knochen wird in seiner Bedeutung eher überschätzt, so lautet das Fazit von Dr. med. Volker Schmiedel in Naturarzt 1/2012: Nicht das Kalzium ist die wichtigste Substanz zur Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose, sondern das immer noch vernachlässigte Vitamin D. Über die Nahrung hinaus in größerer Menge aufgenommenes Kalzium erhöhe die Herzinfarkt- und möglicherweise auch die Schlaganfallgefahr. Darauf verweisen laut Dr. Schmiedel große Studien bzw. meta-Analysen. Vitamin D hingegen hat sich auch bei Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiken als schützend erwiesen.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in Naturarzt 1/2012. In diesem Heft finden Sie außerdem einen Kommentar von Dr. Schmiedel zu den aktuellen Vitamin-D-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie: Vitamin D: Experten mit Sonnenstich..