Schmerzmedikamente: Risiken und Nebenwirkungen oft unterschätzt

Schmerzmedikamente: Risiken und Nebenwirkungen oft unterschätzt

Schmerzmedikamente sind Bestseller. Die Selbstbehandlung mit Diclofenac, Ibuprofen und Paracetamol gehört zum Alltag – oft ohne dass den Patienten bewusst ist, welche Risiken damit verbunden sind.

Unter den Top Ten der in Apotheken rezeptfrei erhältlichen Präparate finden sich jedes Jahr sechs oder sieben Schmerzmedikamente. „Nicht länger als drei Tage ohne ärztlichen Rat einnehmen.“ Man liest es häufiger, und manchmal hört man es vielleicht auch in einer Apotheke. Doch die Realität sieht anders aus. Und deshalb sind die gängigen Schmerzmittel die Ursache der meisten schwerwiegenden Arzneimittelkomplikationen in Deutschland.

Woran bemerkt man eine Überdosierung? Leider oft gar nicht. Stark ausgeprägte Symptome wie Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt oder akute Nierenfunktionsstörungen sind selten. Nicht-Stereoidale Anti-Rheumatika (NSAR) wie Diclofenac können jedoch bei regelmäßiger Einnahme das Risiko für unerwünschte Herz-Kreislauf-Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) drastisch erhöhen. Diclofenac und Ibuprofen sind auch bekannt für mögliche Nierenschädigungen. Und sie haben, wie ihre „Ursubstanz“ ASS eine prominente Nebenwirkung: Magenschleimhautentzündungen.

Paracetamol böte sich als Alternative an. Aber da streiten sich die Experten: Einerseits hält man es für verträglicher als die meist verbreiteten NSAR (ASS, Ibu, Diclo). Andererseits ist es wegen möglicher Leberschädigungen gefürchtet: Paracetamol ist der Spitzenreiter der Verursacher von Vergiftungen bzw. akutem Leberversagen (mehrere tausend Fälle pro Jahr). Zwar handelt es sich in der Regel um Folgen von Überdosierungen – doch der Abstand zwischen wirksamer Dosis und schädlicher Überdosis ist gerade bei Paracetamol gering.

Umstritten sind auch Kombipräparate wie Spalt® oder Thomapyrin®, die sich besonders gut verkaufen (Thomapyrin z. B. steht in den Top Ten). Da die darin kombinierten Wirkstoffe wie ASS und Paracetamol in geringerer Dosis enthalten sind als in Mono-Präparaten, gelten sie bei Kunden teilweise als nebenwirkungsärmer. Experten haben mehrfach darauf hingewiesen, dass eher das Gegenteil der Fall ist.

Fazit: Für die dauerhafte Behandlung chronischer Schmerzen sind die üblichen kurzwirksamen Schmerzmittel wie ASS, Diclofenac, Ibuprofen und Paracetamol meist ungeeignet. Sie können im Gegenteil zur Chronifizierung beitragen.

Weitere Informationen in: Naturarzt – Ihr Gesundheitsratgeber, 3/2014