Was die Mittelmeerdiät ausmacht

Warum sterben in den Mittelmeerländern weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen? „Das macht der Wein“, glaubt oder wünscht mancher hierzulande. Doch die Gesundheitsvorteile verdanken die Mittelmeerbewohner vor allem ihren Ernährungsgewohnheiten, die auch das Risiko für Brust- und Darmkrebs sowie Alterszucker (Typ-2-Diabetes) senken. Kennen Sie die fünf wesentlichen Merkmale der Mittelmeerdiät?

Mit der mediterranen Kost kann man schlemmen und sich gleichzeitig gesund ernähren. Schon in den 50er Jahren war aufgefallen, dass in den Mittelmeerländern deutlich weniger Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben als in Nordeuropa. Das wichtigste gemeinsame Merkmal der mediterranen Ernährung ist die günstige Zusammensetzung der Nahrungsfette. Es wird hauptsächlich Olivenöl verwendet und wenig tierisches Fett. Man nimmt damit einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren und wenig gesättigte Fettsäuren zu sich. Auch gehärtete Fette, die ungesunde Transfettsäuren enthalten, werden nur in geringen Mengen zugeführt. Olivenöl besteht überwiegend aus einfach ungesättigten Fettsäuren (circa 78 Prozent). Diese senken den Cholesterinspiegel, vor allem das „schlechte“ LDL-Cholesterin. Olivenöl enthält außerdem sekundäre Pflanzenstoffe (Polyphenole), die verhindern, dass das Fett im Organismus „ranzig“ wird. Denn besonders dieses ranzig gewordene Fett lagert sich an die Gefäßwände ab.

Ein weiteres Merkmal der Mittelmeerdiät sind die vielen komplexen Kohlenhydrate und Ballaststoffe aufgrund des hohen Anteils pflanzlicher Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte. Jeder Grieche zum Beispiel isst im Durchschnitt 200 Kilogramm Gemüse pro Jahr, bei uns sind es lediglich 80. Beim Obstgenuss sieht es ähnlich aus. Ein hoher Anteil an pflanzlichen Produkten bedeutet einen hohen Konsum an Ballast- und Mineralstoffen, an Vitaminen sowie an sekundären Pflanzenstoffen, also all jenen Substanzen, die zur Gesunderhaltung des Organismus beitragen.

Auch der Genuss von Wein spielt eine Rolle, wenn auch nicht in dem Maße, wie teilweise behauptet. Besonders Rotwein enthält sekundäre Pflanzenstoffe, die die Entstehung dieser Erkrankungen verhindern. Außerdem scheint Alkohol selbst einen positiven Einfluss zu haben. Allerdings hat der Alkoholgenuss auch seine Schattenseiten: Franzosen sterben seltener an Herzinfarkt, dafür leiden sie häufiger an Leberzirrhose! Ob Wein positiv oder negativ wirkt, hängt sehr von der Menge ab. Frauen sollten höchstens 15 Gramm Alkohol, Männer weniger als 30 Gramm am Tag zu sich nehmen. 100 Milliliter Wein enthalten etwa 12 Gramm Alkohol – der Spielraum ist also nicht sehr groß. Es muss übrigens nicht unbedingt Wein getrunken werden, um die positiv wirkenden sekundären Pflanzenstoffe (Polyphenole) Substanzen aufzunehmen: Der Genuss von Trauben oder Traubensaft versorgt ebenfalls mit gesundheitsfördernden Stoffen – ohne Gefahr einer Lebererkrankung.

Nicht zu unterschätzen ist der regelmäßige Verzehr von Knoblauch in südlichen Ländern. Er bereichert das Essen mit sekundären Pflanzenstoffen, die im menschlichen Körper vielfältige positive gesundheitliche Wirkungen ausüben: Die darin enthaltenen Schwefelstoffe senken Blutdruck und Cholesterinspiegel. Außerdem fördert Knoblauch die Durchblutung, indem es die Blutgefäße erweitert und verhindert gleichzeitig Blutverklumpungen.

Mit Sicherheit verhalf aber nicht nur die Essensauswahl unseren südlichen Nachbarn zu mehr Gesundheit. Auch die entspanntere und geselligere Lebensweise trug dazu bei. Je mehr sich der typische westliche Lebensstil mit Hektik und Fast food sich auch im Süden Europas verbreitet, desto mehr verschwinden auch statistisch die Gesundheitsvorteile der Mittelmeerländer. Wir sollten daher von der ursprünglichen mediterranen Lebensweise lernen, in aller Ruhe schmackhafte und gesunde Gerichte aus frischen Zutaten zu genießen.