STIKO: Werden Impfempfehlungen transparenter?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) wirkt „eigentlich“ im Auftrag der Bundesregierung. Uneigentlich hat sie in der Vergangenheit immer wieder massiv für die Impfstoffhersteller gearbeitet. Die Zusammensetzung der STIKO und ihre Arbeitsweise gerieten wiederholt in die Kritik, zuletzt bei der HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs und bei der sogenannten Schweinegrippe. Die Bundesregierung hat die Kommissionsmitglieder zwar kürzlich neu berufen, ansonsten soll aber vieles und Wesentliches beim alten bleiben, wie eine kleine Anfrage der grünen Bundestagsfraktion ergab.

Die STIKO-Empfehlungen sind Gold wert – für die Impfstoffhersteller –, zumal seit 2007 die gesetzlichen Krankenkassen alle von der STIKO empfohlenen Impfungen erstatten müssen. Und das ohne die üblichen Budgetbegrenzungen. Hier werden Millionen verheizt, die sonst angeblich nicht vorhanden sind. Umso erstaunlicher, dass die Öffentlichkeit z. B. nichts darüber erfahren soll, wie diese Empfehlungen zustande kommen. In der Vergangenheit war die personelle Verflechtung der Kommission bzw. einzelner Mitglieder mit den großen Impfstoffherstellern (GSK, SPMSD) so auffällig, dass sich die Bundesregierung nach der Schweinegrippe-Blamage offenbar genötigt sah, einige Mitglieder zu „entsorgen“.

Es heißt, die STIKO arbeite rein wissenschaftlich. De facto gleichen die Verlautbarungen und Empfehlungen häufiger PR-Texten, wie sie vom Deutschen Grünen Kreuz kommen (welches tatsächlich für die Impfstoffhersteller, manchmal aber auch für das RKI und gelegentlich für beide arbeitet …): Die Gefahr der „wegzuimpfenden“ Krankheiten wird massiv übertrieben, ebenso wie die Effektivität von Impfungen im Allgemeinen und Speziellen, Nebenwirkungen verschweigt man. Von Wissenschaftlichkeit im Sinne einer „evidenzbasierten Medizin“ (anerkannte Studienlage u.ä.) keine Spur.

Die grüne Bundestagsfraktion hatte in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung nun wissen wollen, ob denn mit der personellen Neubesetzung auch eine andere Arbeitsweise bzw. ein erweiterter Arbeitsauftrag der STIKO verbunden sei. Offensichtlich nicht:
– Eine Kosten-Nutzen-Bewertung von Impfstoffen durch die STIKO lehnt die Bundesregierung ab.
– Ebenso ist nicht daran gedacht, dass die STIKO in einem Methodenpapier offen legen soll, nach welchen wissenschaftlichen Kriterien die Empfehlungen zustande kommen.
– Ob Sitzungsberichte der STIKO in Zukunft grundsätzlich veröffentlicht werden sollen, werde noch geprüft … Bisher tagt die STIKO im Geheimen und ohne öffentliches Protokoll, was bei zweifelhaften Empfehlungen verständlicherweise für Kritik sorgt.
– Abgelehnt hat die Bundesregierung auch den Vorschlag, dass Patientenvertreter in die STIKO aufgenommen werden. Die Kommission soll ja rein wissenschaftlich arbeiten 🙂

Unabhängige Expertise ist in der Medizin grundsätzlich schwer zu erlangen. Wo sollen die ganzen Impfexperten herkommen, wenn nicht zum Teil aus der Industrie bzw. wenn sie nicht zuvor an von der Industrie geförderten Studien und Projekten beteiligt waren? Deshalb wundert es nicht, dass auch unter den neuen Kommissionsmitgliedern etliche schon Geld von den Impfstoffherstellern bekommen haben: für Studien, Projekte, Vorträge oder auch nur Reisekosten. Überhaupt springt die Verflechtung schon allein der übergeordneten Bundesbehörde RKI mit der Industrie jedem, der es sehen will, ins Auge (z. B. bei der Arbeitsgemeinschaft Masern und Varizellen), so dass an Unabhängigkeit gar nicht zu denken ist. Das wäre an sich noch kein Grund zur Aufregung. Wohl aber, dass man bei STIKO und RKI immer so tut als ob. Umso wichtiger, Arbeitsweise und Empfehlungen transparenter zu machen und dem Eindruck entgegenzuwirken, als bestünden die STIKO-Empfehlungen aus purer Menschenliebe verbunden mit reiner Wissenschaftlichkeit. Zu Recht haben die Grünen daher die von der Bundesregierung angekündigte „Neuausrichtung“ der STIKO als „heiße Luft“ kritisiert.

Weiterführende Literatur

Der Naturarzt hat im Laufe der Jahre immer wieder zu diesem Thema publiziert. In den Artikeln wird nicht prinzipiell gegen sämtliche Impfungen argumentiert, vielmehr für eine freiwillige Impfentscheidung auf der Basis sachgerechter Information plädiert. Dazu gehört, Nutzen und Risiken abzuwägen sowie die schwarzen Flecken in der Impfweltanschauung zu beleuchten. Sie finden sämtliche Beiträge in der Rubrik „Dossiers“ auf unserer Internetseite.

In der Juni-Ausgabe des Naturarzt veröffentlichen wir einen Artikel zum Thema: Impffolgen vermeiden und behandeln. Die Ausgabe erscheint am 18. Mai im Zeitschriftenhandel. (Dieser Artikel ist nicht im Internet-Dossier enthalten.)